Menschen denken besser, wenn sie klassische Musik hören – insbesondere die von Wolfgang Amadeus Mozart. Das ist der sogenannte Mozarteffekt. Heute gilt er als nicht haltbare Hypothese.
Die Legende um den Mozarteffekt geht zurück auf eine Studie aus dem Jahr 1993. Damit sollte untersucht werden, ob die Sonate KV448 von Mozart das räumliche Vorstellungsvermögen von Studierenden verbessert. Rasch und unbegründet wurden die Ergebnisse der Untersuchung auf Intelligenz im Allgemeinen übertragen.
In der New York Times erschien ein Artikel: Studierende würden durch die Mozartsonate angeblich intelligenter werden – aus räumlichem Vorstellungsvermögen war Intelligenz geworden.
Nach dem Artikel hat sich die Vorstellung von einem Mozarteffekt wie ein Lauffeuer verbreitet. In Florida wurden irgendwann sogar nur noch Kindertagesstätten gefördert, in denen mindestens eine Stunde am Tag Mozart lief. Es wurden weitere Untersuchungen veröffentlicht, die den Mozarteffekt bei Pflanzen oder Tieren beschrieben haben.
Viele Studien, kein Nachweis
Solche Untersuchungen hatten zwar keine wissenschaftliche Basis, wurden aber trotzdem weiterverbreitet. Wirklich wissenschaftlich fundierte Studien gab es in erster Linie zum räumlichen Vorstellungsvermögen und auch zur Epilepsie.
Zwar schien es in einzelnen Studien nachweisbar, dass das Hören der Mozartsonate das räumliche Vorstellungsvermögen oder auch Symptome bei Epileptiker*innen verbessern kann. Durch Metastudien, in denen die Daten zusammengefasst analysiert worden sind, ließ sich der Effekt schon nicht mehr nachweisen.
Einzelstudien mit Schwächen
Forschende aus Wien haben gerade so eine Metastudie zum sogenannten Mozarteffekt bei Epilepsie veröffentlicht. Die Psychologin Sandra Oberleiter war daran beteiligt. Sie sagt, dass die untersuchten Einzelstudien eigentlich nicht aussagekräftig waren.
"Die Studien basieren auf wahnsinnigen kleinen Stichproben. Die Ergebnisse sind deshalb nicht robust. Zweitens sind die Studiendesigns auch nicht modern."
Insgesamt ist die Zahl der Untersuchungen um die Mozarthypothese herum recht übersichtlich. Erst eine Vielzahl von Zitierungen und die Auswertung in Medien habe dem sogenannten Mozarteffekt eine Form von Autorität verliehen, sagt Sandra Oberleiter. Die wackeligen und mit fragwürdigen Methoden erlangten Ergebnisse der Ursprungsuntersuchung von 1993 seien über die Zeit in den Hintergrund getreten.
"Es ist ein Effekt, der super gut klingt. Und natürlich wäre das auch wünschenswert, wenn einfach das Hören einer Mozart-Sonate intelligenter machen würde."