Mit Torf zu pflanzen, ist wie mit Kohle zu heizen – das sagt Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Denn wenn Torf abgebaut wird, werden Moore zerstört, die nicht nur für Artenvielfalt sorgen, sondern auch wichtige CO2-Speicher sind. Auch in Deutschland werden jedes Jahr mehrere Millionen Kubikmeter Torf abgebaut – der dann beispielsweise in der Blumenerde landet, die wir für unsere Pflanzen kaufen.

Torf wird aber vor allem in großen Gärtnereien zur Pflanzenzucht verwendet. Auf Torf zu verzichten ist dabei nicht so leicht – denn Torf hat sehr viele Eigenschaften, die sich perfekt für die Pflanzenzucht eignen. Eine Forscherin, die versucht Alternativen zu finden, ist Dr. Annmarie-Deetja Rohr vom Julius Kühn-Institut.

"Nicht die Verwendung von Torf an sich ist klimaschädlich, sondern, dass durch den Abbau die Moore entwässert werden. Denn durch die Abbauprozesse werden Treibhausgase freigesetzt."
Dr. Annmarie-Deetja Rohr, Koordinatiorin am Julius Kühn-Institut

Torf ist eine Vorstufe von Braunkohle, erklärt die Expertin. Deshalb sei auch der Vergleich von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sehr passend. Das Problem ist: Torf hat eine Menge Eigenschaften, die andere Alternativen nicht mitbringen.

Torf ist ein Alleskönner in der Pflanzenzucht

Er enthält kaum Nährstoffe, das heißt, die Nährstoffkonzentrationen lassen sich genau so anpassen, wie es für die jeweiligen Pflanzen notwendig ist. Außerdem hat Torf einen niedrigen PH-Wert, ist also sehr sauer. Das bedeutet, dass sich durch Kalkung auch der PH-Wert auf den Wunschwert einstellen lässt, erklärt die Expertin. Er hat zudem eine einheitliche Qualität, ist in großen Mengen verfügbar und ist kostengünstig.

Bisher keine optimale Alternative entwickelt

Alternativen sind etwa Kompost, verschiedene Produkte aus Kokos, Holzfasern oder Rindenhumus. Diese haben aber andere physikalische und chemische Eigenschaften, die oft nicht optimal sind, zum Beispiel schwankende Nährstoffgehalte. Einige Pflanzen reagieren gerade bei einer hohen Dichte bestimmter Nährstoffe sehr sensibel. Deshalb wird Torf bisher oft nicht nur durch einen anderen Ausgangsstoff ersetzt, sondern durch Mischungen.

"Eine ideale Lösung wäre, Torf-Alternativen zu nutzen, die wir gleichzeitig mit einer Wiedervernässung der Moore verbinden können, sogenannte Paludikulturen."
Dr. Annmarie-Deetja Rohr, Koordinatiorin am Julius Kühn-Institut

Mit sogenannten Paludikulturen ist es möglich, Torf zu ersetzen und gleichzeitig Moore wieder zu vernässen. Das können beispielsweise Torf-Moose sein, aber auch Schilf oder Rohrkolben. Dabei können die Landwirte ihr Moor weiterhin landwirtschaftlich nutzen und es werden keine Treibhausgase mehr freigesetzt.

Bisher kommen solche Lösungen aber nicht an die Menge und die Qualität des Torfes heran.

Keine Nutzung mehr von Torf ab 2030

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will den Torf bis 2026 für den Hobbyanbau verbieten und bis 2030 für wirtschaftliche Zwecke. Ein enger Zeitrahmen, glaubt Dr. Annmarie-Deetja Rohr. Denn einige Projekte und Versuche, die nun gestartet sind, haben auch Pflanzen, die eine lange Zeit benötigen, um zu wachsen.

"Wer Blumenerde kauft, sollte darauf achten, dass sie torfreduziert oder sogar torffrei ist. Auch bei Pflanzen sollten wir darauf achten, dass sie torffrei produziert wurden."
Dr. Annmarie-Deetja Rohr, Koordinatiorin am Julius Kühn-Institut

Zwar fließe viel Geld in die Torfersatzforschung und auch die Praxis werde bei der Umstellung unterstützt. Trotzdem rät die Expertin dazu, auch im Privaten darauf zu achten, möglichst torffrei zu kaufen.

  • Moderatorin: Sonja Meschkat
  • Gesprächspartnerin: Dr. Annmarie-Deetja Rohr, Julius Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen)