Ungewaschene Hände, schmutzige Schneidebretter: TV-Köche nehmen es mit der Hygiene nicht so genau, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Und darunter kann die Gesundheit der Zuschauer leiden.

Seit Jahren boomen Kochshows im Fernsehen. Das Problem: Diese Shows sind schlechte Vorbilder, wenn es um Küchenhygiene geht. Das hat das Bundesinstitut für Risikobewertung untersucht und festgestellt, alle 50 Sekunden machen die TV-Köche Dinge, die gegen offizielle Hygieneregeln verstoßen. Und das überträgt sich anscheinend auf die Zuschauer.

Wissenschaftler vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) haben sich hingesetzt und 100 Folgen von Kochshows angeguckt. Und sie haben festgestellt: Die Köche in den Shows zeigen im Schnitt alle 50 Sekunden ein Verhalten, das für die Küchenhygiene ein Problem ist. Bei einer 15-Minuten-Sendung wären das 18 Vorfälle.  

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Zum Beispiel wischen sich Köche regelmäßig ihre dreckigen Hände am Geschirrtuch ab oder sie reinigen das Schneidebrett nicht, nachdem sie Hühnerbrust geschnitten haben. Stattdessen bereiten sie auf demselben Brettchen dann auch noch den Salat zu. Ein absolutes No-Go. Außerdem ist es problematisch, wenn sich die Köche an der Nase kratzen, oder husten und sich dann die Hände nicht waschen.

Jetzt könnten wir natürlich sagen: Naja, aber in vielen Fällen isst das ja eh niemand, was da vor der Kamera gekocht wird. Das Problem ist aber: Menschen, die diese Shows gucken, nehmen sich anscheinend auch ein Beispiel an den Köchen. Denn das BfR hat in einer weiteren Studie Testpersonen Gerichte kochen lassen, und zwar nach Anleitung verschiedener Kochvideos, in denen die Köche unterschiedlich gut auf Küchenhygiene geachtet haben. 

Hygienefehler in Kochshows werden nachgeahmt

Die Probanden wussten bei diesen Tests nicht, dass es um Hygiene ging. Und am Ende zeigte sich, dass diejenigen, die Kochvideos mit einwandfreier Küchenhygiene gesehen hatten, beim Nachkochen weniger falsch machten als die, die Kochvideos geschaut hatten, bei denen der Koch die Hygiene weniger ernst genommen hatte.

"Sie machen beispielsweise ein Hühnchen, das sie schneiden und dann einen Rohkostsalat: Wenn sie dann das gleiche Messer nehmen würden, übertragen Sie die Bakterien auf den Rohkostsalat."
Andreas Hensel, Bundesinstitut für Risikobewertung

Das BfR sagt übrigens auch, dass wir in Deutschland pro Jahr an die 100.000 gemeldete Fälle von bakteriellen Durchfallerkrankungen haben, die sich höchstwahrscheinlich auf schlechte Hygiene in der Küche zurückführen lassen. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch deutlich höher, weil nicht jeder Durchfall gemeldet wird. Und gerade für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann das durchaus auch gefährlich werden.

"Die richtigen Küchenprofis, die das gelernt haben, nehmen zum Beispiel unterschiedliche Farben - rot, wo das frische Fleisch drauf ist und blau und weiß dann für die verarbeiteten Produkte."
Andreas Hensel, Bundesinstitut für Risikobewertung

So macht ihr es richtig:

  • Händewaschen, bevor ihr anfangt - schön mit Seife 20 Sekunden einseifen, denn die Hände übertragen einfach besonders oft Keime, weil wir damit alles anfassen.
  • Fisch und Fleisch trennen: Insgesamt solltet ihr darauf achten, dass alles, was später roh gegessen wird nicht in Kontakt mit rohem Fleisch oder Fisch kommt. Das bedeutet auch, dass ihr zwischendurch eventuell Messer und Schneidebrett reinigen müsst.
  • Nicht alles mit dem gleichen Spülschwamm abwischen.
  • Richtig waschen: Spülschwamm und Geschirrtücher immer gut trocknen lassen und regelmäßig bei 60 Grad mit Vollwaschmittelpulver waschen.
Shownotes
Fernseh-Kochshows
Alle 50 Sekunden mangelhafte Hygiene
vom 22. Januar 2018
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova
Moderator: 
Ralph Günther