Ein 92 Jahre alter Mann trägt einer meterlangen Dreadlock – der seit 80 Jahren wächst. Die Dermatologin Yael Adler sagt, der Kopfhaut sei das egal.

Nguyen Van Chiens hat graue Haare, beziehungsweise einen grauen fünf Meter langen, sehr dicken Dreadlock. Der Vietnamese ist 92 Jahre alt. Nach eigenen Angaben hat er seine Haare seit rund 80 Jahren nicht gewaschen.

Dieser Haarberg sei der Kopfhaut ziemlich egal, sagt Yael Adler. Die Dermatologin findet: "Man sieht halt nur erstaunlich aus." Der extrem lange Zopf bestehe überwiegend aus Haaren, die sich bereits von der Wurzel gelöst haben.

"Was da in diesen fünf Metern drinhängt, das sind alte, zum größten Teil ausgefallene Haare, die aber sich aus dem Verbund nicht lösen, weil alles verklebt und verfilzt ist."
Yael Adler, Dermatologin

Eventuell könnten die Haare dünner werden, die Haare reagierten eventuell so auf den dauerhaften starken Zug, den das Gewicht des Zopfes mit sich bringt. Interessant sei, was sich in dem Haarberg finden lasse: "Wenn man das mikrobiologisch untersucht, dann findet man da Läuse und Hefepilze, Bakterien, Parasiten und Schmutz."

"Das ist ein bisschen ungewöhnlich. Man tut sich damit nichts Schlimmes an."
Yael Adler, Dermatologin

Die Dermatologin weist darauf hin, dass Menschen in der Steinzeit ihre Haare auch nicht shampooniert und gewaschen haben. Haare und Kopfhaut würden sich bei gesunden Menschen selbst pflegen.

"Die Haut pflegt sich selbst, auch die Kopfhaut, mit eigenen Fetten."
Yael Adler, Dermatologin

In der Gegenwart ist daraus übrigens ein Trend geworden: No-Poo heißt er. Anhängerinnen und Anhänger dieser Mode waschen sich die Haare nur noch mit Wasser und vielleicht mit Roggenmehl. Nach einiger Zeit hätten sie dann kompaktes, glänzendes Haar.

Voraussetzung: keine krankhafte Neigung zu zu fettigem oder zu trockenem Haar. "Da muss man tatsächlich mit medizinischen Shampoos ran oder mit einer Kopfhautpflege.", sagt Yael Adler.

Hautprobleme und Hormone

Eine Alternative wäre weitere Faktoren zu prüfen. Die Dermatologin erwähnt Probleme mit dem Hormonhaushalt, die zu sehr fettiger Haut führen können: Antibabypille, übermäßiger Konsum von Weißmehl, Zucker, Fastfood, Kuhmilch und Marihuana könnten Gründe sein.

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Shownotes
Körperpflege
Haarewaschen? Nicht unbedingt.
vom 26. August 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Yael Adler, Dermatologin