Erste Lockerungen hin oder her – richtige Normalität gibt es für uns alle erst dann, wenn es einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus gibt. Das dauert, sagt der Arzt und Infektionsforscher Till Koch, weil eben jede Krankheit und damit jeder Impfstoff höchst individuell ist. Im Hörsaal-Vortrag beschreibt er die Geschichte der Impfstoffentwicklung und erklärt, welche Impfstoffe es gibt, wie sie entwickelt werden und wie sie funktionieren.

Ziemlich sicher jeder von uns hat sich schon mal gefragt, wann es bitte endlich einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus gibt. Frühestens 2021 wird das wohl sein, lautet meist die Antwort.

"Impfungen sind medizinisch betrachtet eine der ganz großen Errungenschaften der Menschheit."
Till Koch, Arzt und Infektiologe

In seinem Vortrag erzählt der Hamburger Arzt von der Geschichte der Impfstoffentwicklung. Ihren Beginn genommen hat die vermutlich in Zentralasien, nach Nordamerika gelangte erstes Wissen über eine erste Impftechnik, die sogenannte Variolation, aus Afrika - und zwar durch den Sklaven Onesimus. Im Vortrag steigt Till Koch mit den Versuchen des englischen Landarztes Edward Jenner in die Historie ein. Der gewann 1796 mit einem von mit Kuhpocken infizierten Menschen einen Impfstoff, mit dem er ein Kind erfolgreich gegen die Pocken impfte, die damals eine der gefährlichsten Krankheiten für den Menschen waren.

Vielversprechend im Kampf gegen Sars-CoV-2: RNA- und MVA-Impfstoffe

In seinem Vortrag beschreibt Till Koch weiter, welche Arten von Impfstoffen es heute gibt, etwa Lebend- und Totimpfstoffe und deren Untergruppen. Dabei kommt er auch auf neuere Methoden der Impfstoffgewinnung zu sprechen, die derzeit besonders vielversprechend sind, wenn es darum geht, das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 unter Kontrolle zu bekommen.

"Jede Erkrankung ist unterschiedlich. Und dementsprechend gibt es wirklich keine Blaupause, nach der man jetzt Impfstoffe entwickeln kann für bestimmte Erreger, sondern das ist höchst individuell."
Till Koch, Arzt und Infektionsforscher

Unter anderen erklärt er RNA-Impfstoffe und sogenannte MVA-Impfstoffe. Über Letztere spricht er dann auch noch kurz mit dem Virologen Gerd Sutter, der derzeit an einem MVA-Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus forscht.

Till Koch arbeitet als Arzt am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf und ist außerdem Forscher. Am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, ebenfalls in Hamburg, ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Klinische Infektionsimmunologie, die von der Infektiologin Marylyn Addo geleitet wird. Für das Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) bereiten beide gerade eine Studie vor, in der ein Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus im Menschen erprobt wird. Außerdem betreibt Till den Podcast Infektiopod.de zu Erkrankungen durch Viren, Bakterien, Parasiten und anderen Krankheitserregern.

Diesen Vortrag hat er in zwei Teilen extra für den Hörsaal gehalten. Der zweite Teil läuft am 10. Mai 2020. Beide Teile gibt es jeweils auch als Ausgabe des Infektiopod zu hören.

Shownotes
Sars-CoV-2 und die Impfstoffentwicklung
Impfungen – eine der großen Errungenschaften der Menschheit
vom 09. Mai 2020
Moderation: 
Katrin Ohlendorf
Vortragender: 
Till Koch, Arzt am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf und Infektionsforscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Interviewpartner: 
Gerd Sutter, Professor für Virologie, Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen, Ludwig-Maximilians-Universität München