Eine neue Sprache zu lernen, ist eine große Herausforderung. Auch dann, wenn es die eigene Muttersprache ist und man sie erst mit 19 lernt – so wie Chidinma. Was ihre Beweggründe sind und wie sie dran bleibt.
Chidinma lernt seit etwa einem Jahr ihre Muttersprache Igbo. Es ist eine der am weitesten verbreiteten Sprachen in Nigeria. Chidinma kann auch verstehen, wenn ihre Eltern mit ihr auf Igbo sprechen. Das tun sie seit Chidinmas Kindheit. Sie hat aber nie gelernt, die Sprache zu sprechen, erzählt sie: "Ich antworte dann eher auf Englisch oder Deutsch. Mein Gehirn hat sich daran gewöhnt, dass ich immer in diese passive Rolle komme."
"Ich bin in der Situation, dass ich die Sprache fließend verstehe, aber nicht fließend sprechen kann, obwohl ich mit ihr aufgewachsen bin."
Die Kommunikation funktioniert bei Chidinma zu Hause trotzdem. Denn ihre Eltern sprechen drei Sprachen: Englisch, Deutsch und Igbo. Chidinma sagt, dass sie lange nicht wirklich Interesse daran hatte, Igbo zu lernen. Mit 18 hat sie sich dann doch dazu entschieden.
Wenn deine Muttersprache nicht deine Sprechsprache ist
Als Chidinma für mehrere Monate in China gelebt und dort Chinesisch gelernt hat, gab es diesen Schlüsselmoment: "Ich bin nachts aufgewacht und dachte, du lernst Chinesisch und kannst die Sprache zum Teil besser sprechen, als die Sprache, mit der du aufgewachsen bist. Dann habe ich mir einen Sprachkurs in Igbo gebucht.
Sprache ist Identität
Für Chidinma hat das auch was mit Identität zu tun. "Das ist nicht so wie Französisch, eine Sprache, die viele Leute sprechen. Die meisten Leute, die Igbo sprechen sind auch Igbo und du hast dann einfach eine gewisse Verbindung."
"Ich habe einen ganz anderen Bezug zu der Sprache. Sie ist ein Teil meiner Identität."
Chidinma wohnt nicht mehr zu Hause. Mit Blick auf das Lernen ihrer Muttersprache empfindet sie das als Nachteil. "Ich habe sozusagen meine 'Lehrer' nicht mehr. Meine Eltern sind ja die Personen, die mich korrigieren können und sagen: du sprichst das falsch aus. Deshalb ist es ein bisschen schwerer, die Sprache zu sprechen." Chidinma sagt, dass sie deshalb ab und zu auch die Motivation verliert.
Sprechen, sprechen, sprechen
Sie versucht aber trotzdem, dran zu bleiben. Hilfreich ist, dass auch Chidinmas Schwester zurzeit lernt, Igbo zu sprechen. "Sie spricht bei weitem besser als ich. Ich schicke ihr dann manchmal Audios und dann korrigiert sie mich. Manchmal fallen uns auch Wörter ein, die der andere nicht wusste." Auch wenn sie mal zu Hause ist oder mit ihren Eltern telefoniert und Sprachnachrichten schickt, versucht sie Chidinma viel auf Igbo zu sprechen. Auch, wenn sie sich manchmal dazu zwingen muss.
Außerdem guckt sich Chidinma öfter Filme auf Igbo an, um die Sprache zu verinnerlichen.
Hinweis: Das Bild oben zeigt nicht Chidinma.