Wir sollten mehr loben – zumindest wenn das Kompliment aufrichtig ist. Dann tut es beiden Seiten gut. In vielen Fällen haben wir aber Angst, etwas falsch zu machen und lassen das Kompliment unter den Tisch fallen.

Einer anderen Person ein Kompliment machen, passiert viel zu selten. Oft halten wir uns mit Komplimenten zurück, weil wir ihren positiven Effekt unterschätzen oder aus Angst, unser Gegenüber vor den Kopf zu stoßen, schreiben Forschende der Stanford University und der University of Chicago in einer Vorabveröffentlichung ihrer Studienanalyse. Aufrichtiges Lob tut allerdings gut – der Person, der es gewidmet ist und auch der Person, die das Kompliment macht.

Aufrichtige Komplimente kommen gut an

Psychologin Laura Klimecki hat sich auch angewöhnt, Menschen mehr Komplimente zu machen. Sieht sie jemanden auf der Straße und ihr fällt ein bestimmtes Detail an der Person positiv auf, gibt sie das an ihr Gegenüber weiter. Und bislang haben sich die Empfänger der Komplimente darüber gefreut, sagt sie, negativ hat es niemand aufgenommen. Der Psychologin fällt zudem jedes Mal auf, dass es ihr selbst guttut, wenn sie anderen Komplimente macht. Dass wir in Deutschland andere selten loben, findet sie schade.

"Ich verteile ultra gerne herzliche, ehrlich gemeinte Komplimente."
Laura Klimecki, Psychologin

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch die US-amerikanischen Psychologinnen Vanessa Bohns von der Cornell University und Erica Boothby von der University of Pennsylvania in einem Experiment. Dafür haben sie eine Gruppe von Probanden gebeten, einer willkürlichen Person, die ihnen auf dem Campus begegnet, ein Kompliment zu machen.

Vorher sollten die Probanden einschätzen, wie die angesprochene Person auf das Kompliment reagieren wird: Ist sie geschmeichelt oder ist sie verlegen und ärgert sich sogar darüber? Auch die Empfängerinnen und Empfänger der Komplimente sollten im Anschluss angeben, wie sie sich gefühlt haben.

Wir unterschätzen unser Lob

Es zeigte sich: Ähnlich wie in der Studie der Forschenden von der Stanford University und University of Chicago hatten die Probanden auch in diesem Experiment in erster Linie Angst, sich beim Aussprechen des Lobs ungeschickt anzustellen und sogar einen Mangel an sozialer Kompetenz aufzuweisen. Sie haben sich etwa Gedanken darüber gemacht, ob ihr Tonfall oder die Art und Weise, wie sie ihr Kompliment aussprechen, bei dem Gegenüber gut ankommen würde.

Der Großteil der Probanden habe sich auf einen Misserfolg vorbereitet und den positiven Effekt ihres Lobs unterschätzt, schreiben Vanessa Bohns und Erica Boothby. Tatsächlich hätten die Empfängerinnen und Empfänger gar nicht darauf geachtet, ob das Kompliment zögerlich oder zurückhaltend rübergebracht worden sei, sondern darauf, wie freundlich und angemessen das Gesagte war.

"Wenn du einem Fremden auf der Straße ein Kompliment machst, rettest du dieser Person den Tag."
Laura Klimecki, Psychologin

Ist ein Kompliment ernst gemeint und aufrichtig, ist es auch egal, wie oft wir einer Person ein Kompliment machen, sagt Laura Klimecki. Dann gilt eher: Viel hilft viel.

Inflationär kommt Lob allerdings dann rüber, wenn klar wird, dass es strategisch eingesetzt wird und sich der Absender oder die Absenderin einen Nutzen durch das Aussprechen eines Komplimentes erhofft. Möchte ein Verkäufer einer Kundin zum Beispiel eine Hose verkaufen, würde es nicht unbedingt helfen, mit Komplimenten um sich zu werfen. Dann funktioniert das Lob nicht mehr, erklärt sie.

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Shownotes
Kommunikation
Bitte mehr Komplimente machen!
vom 30. Juli 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Autor: 
Martin Krinner, Deutschlandfunk Nova