Wer trifft die Entscheidung bei der Schwangerschaftsverhütung? Gerade Frauen, die finanziell nicht gut aufgestellt sind, leiden darunter: Sie zahlen manchmal hunderte Euro für eine Hormonspirale – und Männer ein paar Euro für Kondome.

Es fängt schon bei den Verhütungsmitteln an: Neben Kondomen oder der Vasektomie gibt es eigentlich nichts für den Mann. Zumindest nichts Richtiges, eher Prototypen. "Es gibt nicht mal Forscher*innen-Gruppen, die sich mit dem Thema richtig strukturell auseinandersetzen", sagt die Gynäkologin Mandy Mangler bei uns im Programm. Man betrachte das einfach nicht als männliches Problem.

Gleichberechtigung bei der Schwangerschaftsverhütung

Wer kümmert sich um die Verhütung in Beziehungen und grundsätzlich beim Sex? Wer übernimmt die Verantwortung? Und wie können wir diese Verantwortung – zum Beispiel die Kosten für die Verhütungsmittel – bewusst teilen?

Martje
© privat
Martje, Studentin

Martje ist 23 Jahre alt und studiert Gesundheitswissenschaften. Sie hat sich bei uns gemeldet und über die unfaire Verteilung beim Thema Schwangerschaftsverhütung beschwert. Sie nutzt eine Hormonspirale, die alle paar Jahre ausgetauscht werden muss. Kosten: 370 Euro.

"Laut meiner Frauenärztin liegen die Kosten für die Hormonspirale bei 370 Euro für fünf Jahre."
Martje, Studentin

Sie hat das Gespräch mit ihrem Freund gesucht und sie teilen sich jetzt die Kosten. Er habe sehr verständnisvoll reagiert. Trotzdem: Zu Beginn des Gesprächs hatte sie nicht das allerbeste Gefühl, hat sie uns erzählt. Sie habe sich gefragt: "Habe ich denn überhaupt die Berechtigung, ihn das zu bitten? Es ist ja mein Körper und meine Entscheidung."

Herbert Krammer
© privat
Herbert aus Wien

Herbert aus Wien lebt seit fünf Jahren in einer Beziehung. Vor der Beziehung haben seine Freundin und er mit Pille und Kondom verhütet, danach nur noch mit Pille. Verhütung ist für ihn in erster Linie der Schutz vor einer Schwangerschaft. Der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten steht eher nicht im Vordergrund.

"Verhütung ist für mich in erster Linie der Schutz vor einer Schwangerschaft."
Herbert aus Wien

"Als männlicher Part steht man vor vollendeten Tatsachen", sagt Herbert zum Thema Schwangerschaftsverhütung. Es gebe da einfach wenig Spiel- oder Entscheidungsraum für Männer. "Man ist körperlich fein raus. Und das ist gesellschaftlich akzeptiert."

"Weitreichende Entscheidungen"

Verhütungsmethoden wie Pille oder Hormonspirale seien so weitreichende Entscheidungen, was den Körper der Frau betrifft, dass man diese in deren Hand legen solle und müsse, findet er.

Bei Männern sei Verhütung reduziert auf das Kondom. Er fühlte sich in Sachen Verhütung nur verantwortlich, wenn seine Freundin mal die Pille vergessen hat oder andere Freundinnen von Nebenwirkungen erzählt haben.

Agi Malach, Sexualpädagogin
© Frederik Ferschke, reportage-berlin.de
Agi Malach, Sexualpädagogin
"Ganz wichtig ist überhaupt, dass wir uns daran gewöhnen, über Verhütung zu reden."
Agi Malach, Sexualpädagogin

Agi Malach ist Sexualpädagogin, Blogbetreiberin und Autorin des Podcasts "Frag mal Agi". Egal ob es um ihre Arbeit oder ihr Privatleben geht: Wichtig sei es, bei der Verhütung die Kommunikation in den Mittelpunkt zu rücken. Alle Sexpartner*innen sollten sich gemeinsam mit der Verhütungsfrage beschäftigen, ob sie wollten oder nicht.

Kommunikation ist alles

Das predigt sie auch den Menschen, mit denen sie arbeitet: Konsens und Kommunikation seien "super sexy". Es sei ein laufender Prozess und ein Dialog, der nicht aufhöre.

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Shownotes
Kondom, Pille, Spirale
Wie wir die Verantwortung bei der Verhütung teilen
vom 22. Februar 2022
Moderation: 
Dominik Schottner
Gesprächspartnerin: 
Martje, 23, Studentin der Gesundheitswissenschaften
Gesprächspartner: 
Herbert aus Wien
Gesprächspartnerin: 
Agi Malach, Sexualpädagogin