Selbst, wenn ein Ereignis als sehr unwahrscheinlich gilt, sollte man sich darauf vorbereiten - zumindest, wenn die Folgen davon sehr gravierend wären. Deshalb schlagen zwei Soziologen vor: Wir brauchen Leitlinien für den Erstkontakt mit Außerirdischen.

Wenn es nach den Soziologen Andreas Anton und Michael Schetsche geht, sollten wir uns mehr mit der Frage beschäftigen, was passiert, wenn wir irgendwann mal Kontakt zu Außerirdischen haben sollten. Die beiden Forscher arbeiten am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (privater Verein - nicht Teil einer Universität) und haben kürzlich das Buch "Die Gesellschaft der Außerirdischen" zu diesem Thema veröffentlicht.

Andreas gibt zu, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir mit Außerirdischen zu tun haben werden - sei es ein direkter Kontakt oder das Auffinden eines zum Beispiel außerirdischen Gegenstandes. Er hält es trotzdem für wichtig, sich über einen zumindest möglichen Kontakt Gedanken zu machen.

"Allein ein Objekt, von dem man zunächst keine großen Auswirkungen vermutet, könnte alle möglichen negativen Folgen haben."
Andreas Anton, Soziologe, Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene

Selbst, wenn zum Beispiel Astronauten lediglich ein außerirdisches Objekt auf dem Mond finden und kein direkter Kontakt stattfindet, könnte das auf der Erde große Probleme verursachen, sagt Andreas: "Wer hat jetzt Anspruch auf dieses Objekt? Vermutlich würden relativ schnell Streitereien entstehen." Vielleicht nimmt auch jemand an, dieses Objekt würde eine weit fortgeschrittene Technologie in sich tragen, die sich militärisch oder wirtschaftlich nutzen lässt.

Eine andere Möglichkeit wäre, Signale aus dem Weltall zu empfangen, die vermutlich aus einer künstlichen Quelle stammen. Auch hier könnten sich schnell Fragen stellen: Wer wertet sie wie und wo aus? Werden die Daten freigegeben? Darf womöglich jemand antworten?

"Thema muss auf die politische Agenda"

Andreas hält die mögliche Gefahr eines Erstkontaktes im weitesten Sinne für so groß (auch wenn er sehr unwahrscheinlich erscheint), dass er politisches Engagement fordert. Er schlägt vor, eine Expertengruppe einzurichten, die bei den Vereinten Nationen angesiedelt ist, und die Leitlinien entwickelt, die die einzelnen Nationen verabschieden.

Indirekter oder direkter Kontakt mit Außerirdischen hätte massive Folgen für die Menschheit, sagt Andreas. "Deshalb sollten wir uns schon mal mit der Frage beschäftigen, was wir eigentlich tun würden, wenn wir doch mal was entdecken."

Mehr zum Thema:

Shownotes
Soziologe Andreas Anton
"Wir sind schlecht vorbereitet auf einen Erstkontakt mit Außerirdischen"
vom 03. März 2019
Moderatorin: 
Anna Kohn
Gesprächspartner: 
Andreas Anton, Soziologe, Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene