Reinhard Baumgarten wundert sich über die hohe Zahl an Abtreibungen, Drogenabhängigen oder Menschen in psychiatrischer Behandlung im Iran. Zahlen, die weitaus höher als in Deutschland liegen. Welche Ursachen das hat, recherchiert er gerade.
Offiziell sind im Iran 200.000 Abtreibungen für das Jahr 2013 registriert. Das ist eine erstaunliche Zahl, findet der Korrespondent Reinhard Baumgarten. Denn er vergleicht die Zahlen mit Deutschland, wo 103.000 Abtreibungen im gleichen Zeitraum verzeichnet sind.
Um herauszufinden, was hinter dieser hohen Abtreibungszahl steckt, hat Reinhard Baumgarten Frauen gesprochen, die abgetrieben haben - meist ledige Frauen. Bei den Abtreibungen handelt es sich hauptsächlich um ungewollte Schwangerschaften. Doch diese dürfte es nach der strengen Sexualmoral eigentlich gar nicht geben.
Alarmierende Gesellschaftsprobleme
Im Rahmen seiner Recherchen zu den Abtreibungen hat Reinhard Baumgarten auch mit einem Psychotherapeuten gesprochen. Dabei hat er noch von weiteren Gesellschaftsprobleme erfahren: Sehr viel mehr Menschen als in Deutschland befinden sich in psychotherapeutischer Behandlung und es gibt auch sehr viel mehr Drogenabhängige.
Das bestimmende Thema im Iran sind vor allem die Lebensumstände: Noch immer leidet die Bevölkerung unter internationalen Sanktionen. Die Wirtschaft funktioniert nicht und entsprechend hoch ist die Arbeitslosigkeit.
"Es geht den Menschen wirtschaftlich und materiell nicht so gut, wie es ihnen gehen könnte - und das ist ein Dauerthema."
Gut informiert zum Beispiel über Islamischer Staat (IS) im Nachbarland Irak sind nur diejenigen, die Satellitenprogramme aus dem Ausland empfangen können.
"Wenn man diese Schüsseln nicht hat, dann lebt man wirklich wie im Tal der Ahnungslosen."
In der Türkei wurde eine Nachrichtensperre über die Terrororganisation IS verhängt, sagt Reinhard Baumgarten. Grund ist vermutlich, weil 49 Menschen aus dem türkischen Generalkonsulat in Mossul in Geiselhaft genommen wurden. Die Berichterstattung in der Türkei über IS sei daher eher verhalten. Kritiker werfen ein, dass die türkische Regierung IS sogar über zwei Jahre unterstützt haben soll und sehen darin den Grund der zurückhaltenden Berichterstattung.
"Von den Themen her, bin ich lieber Korrespondent im Iran. Vom Leben her, bin ich lieber Korrespondent in Istanbul."