Tut uns leid, jetzt wird es ein wenig unappetitlich. Im Tierreich lässt sich manchmal ein Verhalten beobachten, das auf den ersten Blick ekelerregend anmutet: das Verzehren von Kot.

Koprophagie - so bezeichnet die Wissenschaft den Verzehr von Kot. Was bei uns Menschen Würgereiz auslöst, ist im Tierreich oft Mittel zum Zweck: Um sich ausgewogen zu ernähren oder um den passenden Partner zu finden, erklärt der Biologe Mario Ludwig.

Der feine Unterschied

Dabei gibt es kleine aber feine Unterschiede: Die Wissenschaft beschreibt die sogenannten Autokoprophagen, also Tiere, die ihren eigenen Kot oder denen von Artgenossen fressen und die Allokoprophagen - Tiere, die sich von den Exkrementen anderer Arten ernähren.

Zu den Autokoprophagen gehören Nagetiere, wie Ratten, Mäuse oder Meerschweinchen. Aber auch Tiere, von denen man das auf den ersten Blick gar nicht erwarten würde. Etwa Gorillas oder auch Tiere, die unter Wasser leben, wie die prächtig anzuschauenden Doktorfische. Für diese Tierarten ist es lebensnotwendig, den eigenen Kot noch einmal zu fressen. Der Grund: Mangels geeigneter Enzyme ist ihr Verdauungssystem nicht in der Lage, die Nährstoffe beim ersten Durchlauf ausreichend zu resorbieren.

Ein Skarabäus, auch Pillendreher genannt, der zur Gattung der Blatthornkäfer gehört, rollt seine Dungkugel mit dem Nachwuchs darin über Sand zu seinem Bestimmungsort.
© dpa
Ein Skarabäus, auch Pillendreher genannt, der zur Gattung der Blatthornkäfer gehört, rollt seine Dungkugel mit dem Nachwuchs darin über Sand zu seinem Bestimmungsort.

Und dann sind da noch Tierarten, die die Exkremente anderer Tierarten verspeisen. Auch das dient einem bestimmten Zweck. Zu diesen Allokoprophagen gehören Mistkäfer, Fadenwürmer und zahlreiche Milbenarten. Sie fressen den Kot auf und nutzen dabei die noch vorhandenen restlichen nahrhaften Substanzen.

Kotflügler

Außerdem gibt es noch Tiere, die mit ihrer Kotdiät ein ganz anderes Ziel verfolgen: den passenden Partner finden. Der Meister dieser Disziplin: der Schmutzgeier. Weibchen dieses Vogels haben einen ganz besonderen Fetisch: Sie bevorzugen Männchen mit einer leuchtend gelben Gesichtsfarbe. Je gelber der Kopf, desto attraktiver der Sexualpartner.

Gelbes Gesicht dank Kotdiät

Das Problem für Herrn Schmutzgeier: Ein gelbes Gesicht - das funktioniert nur mithilfe des Farbstoffs Lutein, den die Schmutzgeier nicht selbst bilden können. Also müssen sie eine externe Quelle auftun - den Kot von Huftieren, wie Rindern, Schafen und Ziegen. Schmutzgeiermännchen haben also keine Wahl: Der Aasfresser wird zum Kotfresser.

Shownotes
Das Tiergespräch
Iss doch Kacke
vom 10. August 2016
Moderator: 
Mannuel Unger
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig
Dieses Tiergespräch ist eine Wiederholung vom: 
23.07. 2014