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Wer von einem Krokodil gejagt, auf einen Baum flüchtet, ist schlecht beraten. Eine amerikanische Studie zeigt: Die Panzerechsen können nicht nur auf Bäume klettern, manche von ihnen halten sich sogar stundenlang in deren Wipfeln auf. Und auch wer auf die Dummheit der Reptilien setzt, irrt sich gewaltig, denn die Tiere sind intelligenter, als bislang angenommen.

In den Tropen galt bisher folgende unumstößliche Regel: Wer von einem Krokodil bedroht wird, sollte möglichst schnell den nächsten Baum aufsuchen. Hoch oben ins Geäst eines Baumes können die schweren Panzerechsen einem Menschen nicht folgen. Nach den Ergebnissen einer neuen Studie über Krokodile muss man sich von dieser Vorstellung verabschieden.

Die Kletterbäume der Krokodile sind kleinere, schräg stehende Bäume, die sich immer am Fluss- oder Seeufer befinden. Forscher konnten beobachten, dass einige Exemplare es bis in die vier Meter hohen Wipfel dieser Bäume geschafft haben. Dabei fiel auf: Je kleiner die Krokodilart war, desto höher konnte sie klettern. Große Exemplare der großen Arten, beispielsweise ein sieben Meter langes Leistenkrokodil, wird man nicht auf einem Baumwipfel antreffen.

Viele Krokodile klettern

Die Kletterfähigkeiten sicher nachweisen kann man bisher bei vier Arten: beim afrikanischen Panzerkrokodil, beim Australienkrokodil und beim Spitzkrokodil, das in Mittel und Südamerika vorkommt. Auch das afrikanische Nilkrokodil, das wahrscheinlich bekannteste Krokodil überhaupt, wurde schon auf Bäumen gesichtet. Offenbar kann es aber nicht so gut klettern, wie seine drei Artgenossen. Wahrscheinlich ist, dass auch andere Arten klettern können, nicht bestätigte Einzelbeobachtungen hierzu liegen durchaus vor.

Krokodile sind wechselwarm und brauchen ihr Sonnenbad

Für das Kletterverhalten der Krokodile haben die Forscher zwei Erklärungen. Zum einen können die Reptilien ihr Revier von oben besser überwachen, zum anderen nutzen sie die Höhen der Bäume zur Thermoregulation. Als Reptilien gehören Krokodile zu den sogenannten wechselwarmen Tieren, die im Gegensatz zu Säugetieren, ihre Körpertemperatur nicht selbstständig auf einem gleichbleibenden Niveau halten können. Sie brauchen die Sonnewärme, um ihre Körper aufzuheizen und so auf Betriebstemperatur zu kommen. In Gegenden, in denen sehr wenig Sonnenplätze vorkommen, zum Beispiel in Mangrovensümpfen, sind Bäume oder das Mangrovengestrüpp ein guter Ort, für das so wichtige Sonnenbad.

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Kleines Gehirn aber oho

Allgemein bekannt ist, dass Krokodile ein wirklich kleines Gehirn haben, oft ist es kaum größer als eine Walnuss. Dass Krokodile daher dumm sein müssen, ist allerdings nicht mehr als ein weitverbreitetes Vorurteil. Tatsächlich gehören die Tiere zu den intelligentesten Reptilien. Im Gegensatz zu den allermeisten Arten sind Krokodile fähig aus Fehlern zu lernen, auch können sie Menschen voneinander unterscheiden. Wirklich sensationell aber ist ein Verhalten, dass man im Tierreich sonst nur von Menschenaffen, Rabenvögeln, Delfinen oder Kraken kennt: Krokodile setzen Werkzeuge ein.

Raffinierte Jäger

Sumpfkrokodile in Inden, die in Nähe einer Reiherkolonie leben, gehen beim Beutefang äußerst raffiniert vor: In der Nestbausaison der Vögel legen sich die Krokodile an den Rand eines Sees gut getarnt in den Hinterhalt und lassen dabei kleine Zweige und Äste aus ihrem Maul ragen. Ist ein Reiher auf der Suche nach Nistmaterial für sein Nest, braucht das Krokodil nur noch zuzuschnappen. Gleiches Verhalten hat man auch bei anderen Artgenossen beobachtet, sodass es nicht Zufall sein kann, dass dem Krokodil an der Schnauze kleine Äste hängen.

Shownotes
Das Tiergespräch
Kletterkünstler mit Grips
vom 18. Juni 2014
Moderation: 
Daniela Trepper
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig