Technisch lässt sich die menschliche Stimme täuschend nachbilden. Die Folgen? Ein südkoreanischer Folk-Sänger singt wieder und der US-Rapper Jay-Z fängt deswegen Streit an.

Der südkoreanische Folk-Sänger Kim Kwang-seok starb 1996. Sein Hologramm und vor allem eine Nachbildung seiner Stimme werden in einer südkoreanischen Fernsehshow auftreten. Ein Abbild des Sängers soll wieder auf der Bühne stehen und neue Songs performen. Das hat der Sender PBS angekündigt. Freddie Mercury wird in der gleichen Sendung voraussichtlich auf koreanisch singen.

In Südkorea hat Kim Kwang-seok auch nach seinem Tod den Status eines Superstars. Seine digitale Wiederauferstehung zeigt den aktuellen technischen Stand der Imitation des Menschen durch IT-Systeme. Die menschliche Stimme lasse sich inzwischen täuschend echt nachbilden, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer.

AI-Jay-Z rappt Hamlet

In diesem Bereich sei in den letzten Jahren viel passiert. Der Unterschied zwischen einer leibhaftigen und einer simulierten Stimme ist kaum noch hörbar. So ist die Stimme des Rappers Jay-Z durch ein Sprachmodell von Google ziemlich treffend nachmodelliert worden. Anke sagt: "Ein paar Glitches sind noch drin, aber das hat eine KI aus Interviews und Songs von Jay-Z gelernt." In dem folgenden Video rappt er einen Ausschnitt aus Shakespeares Hamlet.

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In der TV-Show mit dem Hologramm Kim Kwang-seoks treten künstliche Intelligenzen in verschiedenen Disziplinen gegen echte Menschen an. Am Ende wird dann entschieden, wer besser war: die KI oder die echte Person. Angesichts dieser Show stellt sich die Frage, ob die technischen Möglichkeiten der Wiederbelebung unbegrenzt ausgeschöpft werden sollten.

"Es geht im Prinzip um die Frage: Darf und sollte man so was machen, nur weil es möglich ist?"
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Anke erinnert daran, dass auch in den vergangenen Jahren schon verstorbene Stars als Hologramme aufgetreten sind: 2Pac beim Coachella-Festival oder Michael Jackson mit dem Cirque du Soleil.

Der Rapper Kanye West hat Kim Kardashian zum 40. Geburtstag im Oktober ein Hologramm ihres verstorbenen Vaters geschenkt. Ein moralischer Aspekt ergibt sich für Anke daraus, dass hier der Wille des Vaters keine Rolle spielt, er nicht befragt werden kann.

Jay-Z klagt wegen AI-Stimme

Hinzu kommen noch Fragen des Urheberrechts. Unklar ist, wem die Stimme gehört, die durch die KI nachgebildet wird. Der wirklichen Person und ihren Erben oder der Firma, die die künstliche Intelligenz gebaut hat, die die Stimme nachbildet.

Rapper Jay-Z hat wegen des Hamlet-Raps 2020 bereits einen Rechtsstreit angefangen. Er und seine Agentur Roc Nation sind überzeugt, dass seine Stimme bei diesem Deepfake unrechtmäßig verwendet wird. Google hatte das Video kurzzeitig von der Seite genommen. Inzwischen ist es wieder live.

Shownotes
Künstliche Stimmen
Wenn tote Stars weiter singen
vom 27. Januar 2021
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin