Einige Alben wichtiger Künstler, die kürzlich erschienen sind, kommen ungewöhnlich schlank daher. Werden Musikalben immer kürzer? Wir haben uns angeschaut, ob das ein Trend oder nur eine gefühlte Wahrheit ist.
Wahrscheinlich trifft am Ende beides ein bisschen zu, sagt Anke van de Weyer von Deutschlandfunk Nova. Auffällig ist das Ganze schon, wenn man sich folgende Alben anschaut:
- Sieben Titel: "Ye" von Kanye West (Bild oben)
- Sieben Titel: "Kids See Ghosts" von Kid Cudi und Kanye West
- Sieben Titel: "Nasir" von NAS (Produzent: Kanye West)
- Neun Titel: "Everything is Love" von Beyoncé und JAY-Z (The Carters)
"Dass Kanye West so auf die Zahl Sieben abfährt, liegt angeblich daran, dass es ein Foto von Michael Jackson gibt, auf dem er eine Jacke mit einer Sieben trägt."
Die durchschnittliche Albumlänge liegt sonst bei etwa 12 Songs.
Normal: um die zwölf Songs auf einem Album
Um in den (deutschen) Charts als "richtiges" Album geführt zu werden, gibt es ein paar Richtlinien:
- Es müssen mindestens fünf Songs auf einem Album sein
- Die Spielzeit muss mindestens 23 Minuten betragen
Dass die Alben so kurz sind, könnte auch einfach etwas damit zu tun haben, dass man durch elektronische Verbreitungswege viel unmittelbarer Musik veröffentlichen kann, sagt Anke. Wenn ein Track fertig ist, kommt er raus.
Elektronisch geht schneller
Noch kurz vor der Veröffentlichung seines aktuellen Albums hat Kanye West die halbe Playlist umgeschmissen. Das wäre früher undenkbar gewesen.
Den Trend kann man auch schon in Deutschland sehen: Das Stuttgarter Label Chimperator hat Anfang Mai verkündet, dass man sich auf Singles konzentrieren und lieber kontinuierlich Musik raushauen will - statt gebündelt auf einem Album.
Letztlich geht es meistens schlicht und einfach darum, wie man den größten Umsatz machen kann, sagt Anke.
Der Rubel muss rollen
Es gibt aber auch Künstler, die das andere Extrem fahren: Felix Jaehn zum Beispiel, einer der erfolgreichsten deutschen DJs und Produzenten.
"Felix Jaehn hat dieses Jahr sein Debüt-Album 'I' rausgebracht – mit einfach mal 26 Titeln."
Darauf enthalten sind alle Songs, mit denen Felix Jaehn jemals erfolgreich war, außerdem noch ein paar Remixe, die auch schon jeder kannte plus etwas Füllmaterial – und fertig war das Album. Die Fans haben es aber trotzdem gekauft.
Die ganzen Beispiele zeigen letztlich, dass das Konzept "Album" nicht mehr so starr ist wie früher: Für den einen funktionieren mehrere kurze Alben besser, für den anderen eben ein langes. Oder aber es gibt gar kein Album mehr und die Künstler nennen das Ganze dann "Mixtape".
Kürzere Alben haben auf jeden Fall einen Vorteil, sagt Anke: Die Songs, die zwischen die paar wirklich guten Songs gepackt werden – die aber eigentlich nur Füllmaterial sind – fallen weg.
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