Lakritze – die einen hassen sie, die anderen lieben sie. Allzu sehr sollte sie aber besser niemand lieben, denn der übermäßige Verzehr kann sogar tödlich enden.
Aus den USA hat uns vor kurzem der Fall eines 50-jährigen Mannes erreicht, der einen Herzstillstand erlitten hatte, weil er über mehrere Wochen jeden Tag mehr als eineinhalb Packungen Lakritze gegessen hat. In Deutschland gab es schon vor 20 Jahren den Fall einer 37-jährigen Frau, die mit Schwindelanfällen, Herzrythmusstörungen, Schwäche und Muskelschwund ins Krankenhaus gekommen ist. Später fanden die Ärzte heraus: Auch sie hat jeden Tag zwei Tüten Bonbons mit Lakritzextrakt gegessen. Zu viel Lakritze über mehrere Wochen kann also im schlimmsten Fall tödlich enden.
Hauptbestandteil: Der Saft der Süßholzwurzel
Schuld daran ist der Inhaltsstoff Glycyrrhizin, der aus der Süßholzpflanze kommt und der Süßigkeit ihren typischen Geschmack verleiht. Der Saft der Süßholzwurzel ist ein Hauptbestandteil von Lakritze.
Zu viel davon kann die Hormonproduktion der Nebenniere verändern. Dadurch wird mehr Kortisol gebildet, was wiederum dazu führt, dass die Kaliumwerte im Blut sinken und die Natriumwerte steigen, erklärt Rainer Gürtler vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Diese Veränderungen machen sich dann in Form eines erhöhten Blutdrucks, von Wassereinlagerungen im Gewebe und Muskelschwäche bemerkbar.
"Zu viel Glycyrrhizin kann zu einer Erhöhung des Blutdrucks, zu Wassereinlagerungen im Gewebe und zu Muskelschwäche führen."
Um den Blutdruck zu erhöhen reichen sogar schon kleine Mengen. Wer also sowieso schon unter hohem Blutdruck oder an einer Herzschwäche leidet, sollte am besten ganz auf Lakritze verzichten. Das gilt übrigens auch für Schwangere.
Die Menge macht's
Für alle anderen hat das Bundesinstitut für Risikobewertung folgenden Richtwert herausgegeben: Nicht mehr als 100 Milligram Glycyrrhizin pro Tag. Ganz so leicht einzuschätzen ist das allerdings nicht, denn der Anteil von Glycyrrhizin steht nicht auf den Packungen drauf. Aber: Wer kerngesund ist und nach einer Heißhungerattacke plötzlich vor einer leeren Tüte sitzt, muss nicht gleich um sein Leben fürchten. Nur der tägliche und sich über mehrere Wochen hinweg ziehende Verbrauch kann gefährlich werden.
"Wenn wir davon ausgehen, dass das normale Lakritze aus dem Supermarkt ist und du sonst kerngesund bist, solltest du nicht in Panik verfallen, wenn du mal bei einer Heißhunger-Attacke eine ganze Tüte wegnaschst."
Bei Lakritze muss man zusätzlich nochmal unter normaler, starker und extra starker Lakritze unterscheiden. Extra starke Lakritze hat mehr als 400 Milligram Glycyrrhizin pro 100 Gramm Lakritz. In diesem Fall müssen allerdings Warnhinweise auf der Packung sichtbar sein.
Nur für Erwachsene!
Auf manchen Packungen steht zudem der Hinweis drauf: "Erwachsenenlakritz – kein Kinderlakritz!". Der Hinweis bezieht sich allerdings noch auf einen anderen Inhaltsstoff, erklärt Rainer Gürtler, das Ammoniumchlorid. Das kann eine Azidose, eine Störung des Säure-Basen-Haushalts verursachen. Besonders bei Personen mit Nierenerkrankungen könne das zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erarbeitet hierzu auch gerade einen Verordnungsentwurf, der die Kennzeichnungspflicht noch erweitern soll. Darin soll dann beispielsweise auch stehen, dass Lakritz mit einer hohen Konzentration an Ammoniumchlorid Menschen mit Nierenproblemen schaden kann.
Süßholzwurzel-Präparate: Besser nur in Maßen
Aus dem Saft der Süßholzwurzel kann man neben Lakritz auch Medikamente und Heilmittel herstellen. Unter anderem wird dem Saft eine entzündungshemmende und schleimlösende Wirkung nachgesagt. Süßholz-Präparate sollen gegen Husten, Hals- und sogar Magenschmerzen helfen. Doch auch hier gibt es oft den Hinweis, die Mittel maximal über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen zu sich zu nehmen.