Im polnischen Białystok haben Rechtsextreme die LGBT-Parade angegriffen – die erste in der Stadt. Wir haben mit unserem Korrespondenten über die Attacke gesprochen und über die Rolle der Regierungspartei PIS.
Rechtsextreme haben den Marsz Równości, wörtlich Marsch der Freiheit, im polnischen Białystok attackiert. Es war die erste LGBT-Parade in der ost-polnischen Großstadt. Sie griffen die rund 800 Demonstrierenden mit Flaschen, Pflastersteinen und Knallkörpern an. Eine vollständige Blockade der Demonstration konnten die Sicherheitskräfte am Samstag, den 20.07.2019, allerdings verhindern.
PIS stellte LGBT-Menschen im Wahlkampf als Gefahr dar
Die Stadt gilt als Hochburg der extremen Rechten in Polen, sagt Jan Pallokat, unser Korrespondent für das Land. Die Stadt liegt in der Woiwodschaft Podlachien. Die Region um Białystok sei insgesamt sehr konservativ geprägt.
"Viele dort sagen: Das, was aus dem Westen so kommt – LGBT, merkwürdige Ideen, wilde Ehen – wollen wir hier nicht haben. Eine wirklich konservative Region."
Die Wahlergebnisse der rechtspopulistischen Partei PIS sind in der Region ausgesprochen gut. Seitens der Partei sei das Thema klar instrumentalisiert worden. LGBT-Menschen seien von der PIS als Gefahr dargestellt worden.
"Die Politik mischt halt teilweise mit und peitscht solche Stimmungen hoch."
In Polen habe sich in den vergangenen Jahren insgesamt eine deutliche Wendung hin zu mehr Toleranz beobachten lassen, sagt Jan Pallokat. Hier verlaufe ein Prozess seit dem Zerfall des Ostblocks im Zeitraffer.
Polen: deutliche Wende zur Toleranz
Dafür habe es in Deutschland, beginnend im 20. Jahrhundert, Jahrzehnte gebraucht. In großen Städten könnten sich LGBT-Menschen grundsätzlich offen und frei bewegen.
"Ich würde nicht sagen, dass die großen Städte für gleichgeschlechtliche Menschen, die händchenhaltend durch die Gegend laufen, eine No-Go-Area sind."
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