Queere Menschen haben es in Russland nicht leicht. Die Lage wird aber immer schlimmer, weil sie dort nach einem Gerichtsurteil als extremistisch gelten. Es gibt aber Menschen, die sich für die queere Community in Russland einsetzen – auch von Deutschland aus.
In Russland sind queere Menschen schon lange großer Diskriminierung ausgesetzt. Vor allem seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine geht die russische Regierung massiv gegen gesellschaftliche Vielfalt vor. Das Ganze hat Ende November einen neuen Höhepunkt erreicht, als der Oberste Gerichtshof in Russland die LGBTQI+-Community als extremistisch eingestuft hat.
Rechte queerer Menschen in Russland massiv eingeschränkt
Mit dem Urteil sind die Rechte schwuler, lesbischer und anderer queerer Menschen weiter massiv eingeschränkt worden. Wir haben darüber mit Michael Oskolkov gesprochen. Er hat Russland verlassen, lebt jetzt in Deutschland und arbeitet für den Verein Quarteera, der sich für die Rechte queerer Menschen in Russland einsetzt.
Nach Urteil: Jede(n) kann es treffen
Er hat uns geschildert, wie schlimm die Lage für die queere Community in Russland geworden ist. Früher habe es in Einzelfällen Urteile gegen queere Menschen gegeben. Nun aber sei eine große Gruppe betroffen. Seiner Ansicht nach ist es schwierig zu definieren, wer zu dieser Gruppe gehört.
"Eine unabhängige Journalistin, eine Transperson oder eine Gruppe Schwuler, die zum Beispiel an einem Cosplay-Festival teilnimmt. Jeder kann betroffen sein."
Nach dem Gerichtsurteil sei es zum Beispiel zu Razzien in Saunen oder Schwulen-Clubs gekommen, erzählt Michael Oskolkov. Er selbst hat Russland mit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine verlassen, weil die Lage immer schlimmer geworden sei.
Von Deutschland aus werden Ausreisen aus Russland organisiert
Er ist dann nach Deutschland gekommen und arbeitet hier als Sozialarbeiter für den Verein Quarteera. Er berät zum Beispiel queere Menschen in Russland, wie sie das Land verlassen können. Für viele sei das die einzige Möglichkeit zu überleben – zum Beispiel für Transpersonen.
"Für sie [Transpersonen] ist es kaum möglich zu existieren, denn sie haben keine Möglichkeit an Medizin oder eine Hormontherapie zu kommen."
Für queere Menschen sei es in Russland außerdem schwierig, Kinder zu adoptieren. "Und das Schrecklichste: Selbst adoptierte Kinder können den Familien entnommen werden", berichtet Michael Oskolkov. Solche Familien sind seiner Meinung nach dazu gezwungen, das Land zu verlassen. Er spricht von einer ausweglosen Situation für diese Menschen.
Der Verein Quarteera hilft diesen Menschen etwa dabei, ein Visum zu bekommen. Er setzt sich auch mit einer Petition dafür ein, dass Transpersonen aus Russland leichter nach Deutschland kommen können.