Wir lieben uns - und alle sollen es wissen. Ein Liebesschloss an einer Brücke in der Stadt ist für viele Paare wie ein Versprechen. Eine Frankfurter Künstlergruppe meint aber: Das ist ein Anschlag kleinbürgerlicher Ästhetik auf uns alle!
Wie eine Epidemie breiten sie sich aus. In vielen Großstädten wie Mailand, Paris und Berlin hängen sie an Brücken, und täglich kommen neue hinzu und manchmal entfernt die jeweilige Stadt auch wieder welche. Manchmal stellt das Gewicht von tausenden Liebesschlössern ein Sicherheitsrisiko auf Brücken dar.
"Bereits 2014 war ein Stück Geländer der Fußgängerbrücke Pont des Arts samt Buntmetall ins Wasser gestürzt. Auf großen Verbotsschildern wird nun proklamiert: 'Stop aux cadenas!' Stoppt die Schlösser!"
Die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule fühlt sich schon von diesem Anblick belästigt. Ein Schloss ist für sie kein passendes Symbol für die Liebe. Kleinbürgerlich finden sie die eisernen Liebesbeweise mit den eingravierten Namen. Und sie sehen die Schlösser als moderne Keuschheitsgürtel.
Wer in der eigenen Stadt oder als Tourist woanders unterwegs ist, den stören die Schlösser eher nicht. Wir staunen vielleicht mal über die Masse, die Formen oder die Aufschriften. Pierre und Cecile etwa kommen aus Frankreich und leben in Berlin. Sie sagen, dass die Schlösser eine Art sind, Spuren zu hinterlassen - ähnlich wie Gebrauchsgegenstände, die Archäologen dann im Boden finden. Und sie sind eine Methode, mit dem wir dem öffentlichen Raum unseren Stempel aufdrücken und ihn für uns beanspruchen.
"Liebesschlösser sind Spuren. Wenn’s dich stört, dann hast du ein Problem damit, dass überhaupt irgendjemand seine Spur hinterlässt."
Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule: Anschlag kleinbürgerlicher Ästhetik