Chinesisch, Thai, Vietnamesisch und viele Sprachen Zentralafrikas gehören zu den Tonsprachen. Das heißt: Die Bedeutung eines Wortes ändert sich, je nachdem wie man es betont. Forscher haben jetzt rausgefunden, woran das liegt: am Klima.

Einer Studie zufolge haben sich Tonsprachen vor allem in feuchten Klimazonen entwickelt - zum Beispiel in Südostasien, Westafrika und im Amazonasgebiet. Herausgefunden hat das Caleb Everett, Linguist an der Universität Miami in zusammenarbeit mit verschiedenen Max-Planck-Instituten.

Präzise Artikulation

Zu den Tonsprachen zählen unter anderem Mandarin, Thai oder Maya-Sprachen. Ein gutes Beispiel ist dieses Youtube-Video, in dem eine Frau die verschiedenen Bedeutungen der Silbe "ma" in Mandarin demonstriert. Um die verschiedenen Betonungen erzeugen zu können, muss die Sprecherin ihre Stimme ganz präzise steuern. Die Bewegungen der Stimmlippen im Kehlkopf sind dafür ausschlaggebend. Ist die Luft zu trocken, gelingen diese feinen Intonationsverläufe nicht mehr, haben die Forscher im Labor festgestellt. Denn dann ist die Stimme nicht mehr so richtig geölt.

Den Beleg dafür haben die Forscher im World Atlas of Language Structure gefunden: Tonsprachen kommen hauptsächlich in den feuchtwarmen Tropen vor.

Zweifel an den Ergebnissen

Kritiker der Studie weisen darauf hin, dass die Entstehung von Sprachen mehreren verschiedenen Faktoren unterliege. Beispielsweise seien die Tonsprachen in der Niger-Kongo-Region nach Aussage des Neurolinguisten Horst Müller bereits vor 200.000 Jahren entstanden. Zu diesem Zeitpunkt sei Zentralafrika allerdings noch sehr wüstenähnlich gewesen. Die feuchte Klimazone entstand erst 140.000 Jahre später.

Mehr im Netz zur Studie:

Shownotes
Linguistik
Klima macht Sprache
vom 20. Januar 2015
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Raphael Krämer, Wissensnachrichten