Ein Luxushotel wird eröffnet und brennt am nächsten Tag völlig ab. Die Inhaberin Fran hatte überall auf dem Gelände Kameras installiert, um ihren Mann und die Gäste im Auge zu behalten. Und Frans Intuition täuscht sie nicht: Auch sie steht permanent unter Beobachtung – mehrere Augenpaare folgen ihr auf Schritt und Tritt. Davon handelt Lucy Foleys Thriller "Mittsommer". Kaum zwanzig Seiten gelesen – und die zweite Leiche "taucht" bereits auf. Doch Lesende des neuen Romans der Britin können sich auf weitere Hunderte Seiten und ein paar mehr Leichen in ihrem neuesten Thriller freuen.
Stolz wandelt Francesca, die Protagonistin des Romans, durch ihr Reich. Sie lächelt, als wäre es ihr Sinn des Lebens, nie wieder nicht zu lächeln. Sie atmet ein, sie atmet aus: Das hier hat sie geschaffen. Ihren Gästen im Luxushotel "The Manor" fehlt es an nichts. Francesca, genannt Fran, betrachtet sie als ihre Familie.
Dann wenige Stunden später der Schock: Die Fischer wenden ihr Boot. Langsam fahren sie zurück. Zu groß ist die Neugier und auch das Erschrecken: Das Gebäude, das da völlig ausbrennt, war das gerade erst eröffnete Luxushotel.
Kaum eröffnet, schon wieder abgebrannt
Erst wenige Stunden zuvor hatte es seine Türen geöffnet. Am Vorabend war es bereits voll belegt. Es war mit viel Aufwand und gegen alle Widerstände im Ort entstanden. Mit dem Wort "Scheiße" unterbricht einer der Männer schließlich das Schweigen und zeigt zum Ufer. Unterhalb der Ruine, am Fuß der Klippe, da liegt ein Mensch. Er ist tot, – daran besteht kein Zweifel.
Auf einer Waldlichtung feiern die Gäste des Hotels gemeinsam Mittsommer, zwischen Laternen, die in den Zweigen der dichten Bäume hängen, und auf Teppichen und Kissen, die zum Verweilen auf dem Waldboden liegen.
Manche der Gäste haben sich in ihre privaten Holzhütten zurückgezogen, die lediglich von außen schlicht und rustikal anmuten. Aroma-Diffuser verströmen aufeinander abgestimmte Düfte, und geschliffene Edelsteine liegen für alle möglichen Anwendungen bereit.
Fran berührt sanft den Opal, den sie bei sich trägt. Sie atmet ein, sie atmet aus. Sie darf sich nicht anmerken lassen, dass sie ein seltsames Gefühl hat. Als würde sie jemand beobachten. Zumal sie es doch eigentlich genießt, wenn die Blicke auf ihr ruhen – auf ihrem schönen Körper, ihrem goldenen Haar, ihrem Leuchten.
"Mittsommer" von Lucy Foley: Big-Brother-Vibes im Luxushotel
Fran vermisst Owen. Er ist nicht nur der Architekt der Hotelanlage "The Manor", sondern auch ihr Ehemann. Sie weiß, dass er etwas vor ihr zu verbergen versucht. Sie weiß nur noch nicht was. Sie wird es herausfinden.
Eifersucht ist doch nur ein kleinliches Gefühl. Wenn sie regelmäßig die Bilder der Kameras sichtet, die sie auf dem gesamten Gelände anbringen ließ, auch in den Zimmern und Hütten, dann verfliegt es so schnell, wie es gekommen ist.
Sie ist umgeben von Augen, die sie auf Schritt und Tritt beobachten
Es stimmt: Die junge Hotelbesitzerin Francesca Meadows wird beobachtet. Auch wenn sie keinen Schimmer hat, von wem. Und nicht nur ein Augenpaar klebt an ihr. Sie ist umgeben von einem Schwarm, der nur darauf wartet, sie für das zu bestrafen, das sie zu der gemacht hat, die sie heute ist – und irgendwie schon immer war: Ein boshafter Mensch.
Das Buch:
"Mittsommer“ (Originaltitel: "The Midnight Feast", 2024) von Lucy Foley, aus dem Englischen übersetzt von Ivana Marinović, Penguin Verlag, 480 Seiten, Taschenbuch: 17 Euro, eBook: 12,99 Euro, ein Hörbuch gibt es auch; Erscheinungstermin: 21.05.2025
Die Autorin:
Lucy Foley hat in der Verlagsbranche gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben anfing. Ihre beiden Thriller "Neuschnee" und "Sommernacht" brachten ihr den internationalen Erfolg und standen wochenlang auf der deutschen Bestsellerliste.
