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Paul Auster lässt in seinem Roman "Timbuktu" die Geschichte des obdachlosen Willy von dessen Hund Mr. Bones erzählen. Eine augenzwinkernde Perspektive trotz Armut und Elend. Paul Auster ist am 30. April 2024 im Alter von 77 Jahren gestorben.

Willy ist Schriftsteller ohne Obdach und ein verwaister Sohn polnischer Juden. Sein bester Freund ist Mr. Bones, eine spitzohrige Promenadenmischung, der die Sprache der Menschen versteht. Gemeinsam wandern sie an einem warmen, trüben Sonntag im Sommer durch Baltimore, Maryland, USA.

Anderssein und Ausgrenzung als Romanthemen

Mr. Bones macht sich Sorgen um Willy, der sich die Seele aus dem Leib hustet. Willy wird es nicht mehr lange machen, dessen ist sich Mr. Bones gewiss. Willy will für Mr. Bones eine Bleibe finden für die Zeit nach seinem Tod und seine Texte und Gedichte retten für die Nachwelt. Deshalb ist Willy auf der Suche nach Bea Swanson, seiner ehemaligen Deutschlehrerin.

Kein Mensch auf der Welt kann etwas werden, wenn nicht jemand an ihn glaubt

Bea Swanson hat ihn nie vergessen, als sie die Schule in Brooklyn verließ, an der sich Willy durch Selbstzweifel, Einsamkeit und unzählige Bücher kämpfte. Sie hat ihm weiterhin Briefe geschrieben. Auch wenn Willy es irgendwann nicht mehr geschafft hat, ihr darauf zu antworten, weil er zu betrunken war, in der Psychiatrie saß oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, so hat er sie doch niemals vergessen. Und ihre letzte Adresse, die er kennt, ist in Baltimore.

"Er wird sie finden. Er wird ihr den Schlüssel zum Schließfach und seinen besten Freund Mr. Bones übergeben. Sie wird ihn nicht abweisen. Dann darf er gehen. Nach Timbuktu. An den schönsten Ort von allen."
Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin

Willy und Mr. Bones geht es nicht gut, sie sind dreckig, sie stinken und kämpfen jeden Tag ums Überleben - stets auf sich gestellt und umgeben von Gefahren, Ablehnung und purem Gift. Aber sie haben Träume. Mr. Bones findet die Vorstellung, ohne Willy klarkommen zu müssen, schlimm. Aber vielleicht muss er das gar nicht. Vielleicht sind Haustiere in Timbuktu erlaubt?!

"In vielen seiner Geschichten beschreibt Paul Auster Persönlichkeiten, die irgendwie komisch sind. Auster hatte ein Herz für die Verwirrten und Verirrten. Und das gilt auch für Hunde."
Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin
Schriftstellerin Siri Hustvedt und ihr Mann, der Schriftsteller Paul Auster ( gest. 30.04.2024) zu Hause in Brooklyn. Beide engagieren sich in der Bewegung Writers Against Trump, 30.10.2020.
© IMAGO / TT
Paul Auster (rechts) und seine Frau, die Schriftstellerin Siri Hustvedt, zu Hause in Brooklyn am 30. Oktober 2020. Beide haben sich in der Bewegung Writers Against Trump engagiert.

Das Buch

"Timbuktu" von Paul Auster (3. Februar 1947 - 30. April 2024), aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Peter Torberg, Rowohlt, Taschenbuch: 14 Euro, eBook: 9,99 Euro; ET: 1999.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment
… nachdem du einem Bettler dein ganzes Kleingeld gegeben hast
vom 05. Mai 2024
Autorin: 
Lydia Herms