Halloween ist Grusel-Zeit: Blutverschmierte Zombies, riesige Spinnen oder Ungeheuer - was ist so toll am Gruseln? Unser Reporter Stephan Beuting versucht, das düstere Geheimnis zu lüften.

An Halloween wird das Gruseln gefeiert. Sich so "richtig schön gruseln" - geht das? Vielleicht schon. Denn beim Gruseln genießen wir die Abfolge von Furchtreflex und dem anschließenden Gefühl, in Sicherheit zu sein: Angstreflex und dann Entspannung. Viele finden diese Gefühlsachterbahn schön.

Und es ist ein altes, in der Menschheitsgeschichte angelegtes Schema - Grusel oder Angstlust ist eben diese Kombination. Sie funktioniert am besten in vertrauter Umgebung, also etwa der eigenen Wohnung. Das sagt auch der Psychologe Peter Walschburger von der FU Berlin.

"Dann ist die ganze Sache, was die Angstkomponente betrifft, kompensiert durch eine Erleichterungseffekt, durch einen regelrechten Genuss. Man weiß: Schöne gruselige Geschichte, aber mir passiert nichts."

Christian Humberg beschäftigt sich hauptberuflich mit dem Grusel. Er schreibt selbst Gruselhefte, sogenannte Dark-Fantasy. Professor Zamorra heißt eine seiner Figuren. Grusel, sagt Christian Humberg, das ist Handwerk, Spannungsaufbau und Atmosphäre sind dafür besonders wichtig.

"Ein guter Autor macht das meist so, dass er seine Leser überrascht und auch ein bisschen erschreckt. Er gibt ihnen, womit sie nicht gerechnet haben, was ihnen Angst macht, und was dann wieder ein gutes Ende findet."
Christian Humberg, Schriftsteller und Journalist

Je sicherer wir uns fühlen, desto mehr können wir die Abfolge aus Angst und Entspannung genießen. Eine Gefühlskaskade, mit der sich Geld verdienen lässt – auch jenseits der kleinen Romanhefte. Felix Böhme kennt sich mit einem anderen Medium aus – mit Serien. Sein Anspruch: Doppelbödigkeit.

"Ich mag Horror, der mehrere Böden hat. Wenn sich thematisch irgendwas versteckt, was man anfangs nicht sieht."
Felix Böhme, Serienjunkies.de

Seit einiger Zeit sind Stoffe auf dem Markt, die den Grusel als Werkzeug nutzen, um eine Botschaft zu transportieren. Im Film "Get Out" besteht der Grusel darin, dass wir nach und nach ein unmenschliches, menschenverachtendes System kennenlernen. Stephan versteht den Film als Kritik am Alltagsrassismus der USA und an der Tatsache, dass niemand diesen ernst nimmt.

Grusel mit Bezug zur Realität

Im Film "The Purge" geht es darum, wie Politik vor Gewalt scheinbar kapituliert, sie dann aber instrumentalisiert. Und in der Serie "Black Mirror" ist das Gruselige unsere nahe Zukunft, wo die Technik uns verstört, verblendet und versklavt. Felix Böhme meint, dass die düsteren Serienstoffe sich auf die trübe Wirklichkeit beziehen.

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Shownotes
Die Logik des Gruselns
Schaurig schön
vom 31. Oktober 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autor: 
Stephan Beuting, Deutschlandfunk-Nova-Reporter