Manche von uns wollen Aufgaben einfach nur abhaken, andere wollen sie perfekt erledigen. Wie wir lernen, ein gesundes Maß an Perfektionismus zu finden, besprechen wir in dieser Ab21.

Wir korrigieren die Mail an den Chef zum tausendsten Mal oder fangen mit der bevorstehenden Aufgabe gar nicht erst an, weil wir Angst davor haben, das perfekte Ergebnis nicht liefern zu können. Wenn wir den Anspruch haben, dass jedes Detail zu 100 Prozent passen muss, dann kann uns das gewaltig unter Druck setzen.

Wenn Perfektionismus zum Problem wird

Für eine Mail mit ein paar Zeilen braucht Henrike gut und gerne zwanzig Minuten – während andere Menschen so einen Text in fünf Minuten schreiben. Henrike überlegt ganz genau, ob der Tonfall auch der richtige ist und überprüft unzählige Male, ob sich auch bestimmt kein Komma an der falschen Stelle eingeschlichen hat. Sie ist Perfektionistin und das beeinflusst ihren Alltag enorm. Denn der Perfektionismus geht mit starken Minderwertigkeitsgefühlen einher.

"Das ist so ein grundsätzlicher Gedanke, der dahintersteckt, dass ich nicht gut genug bin und Sachen nicht gut genug mache."
Henrike über ihren Perfektionismus

Perfektionismus ist in der Arbeit des Psychologen Michael Cugialy ein häufiges Thema. Ein Problem dabei sei der Gedanke, unendlich viel Hingabe und Aufwand führten immer automatisch zu besseren Ergebnissen. Dabei sei oft das Gegenteil der Fall.

"Wenn ich die Ansprüche zu hoch schraube, dann wird meine Leistung an einem bestimmten Punkt abnehmen."
Psychologe Michael Cugialy über Perfektionismus

Im Podcast erklärt der Psychologe, wie wir eine gesunde Haltung zum Perfektionismus aufbauen können und was ein gutes Maß dafür ist.

Wissenswertes zu Perfektionismus:

  • Das Wort "perfekt" geht zurück auf das lateinische Verb "perficere", was so viel heißt wie "vollenden".
  • Wir werden immer perfektionistischer. Psychologen aus den USA, Kanada und Großbritannien werteten 77 Studien aus und kamen zu diesem Ergebnis. Demnach haben vor allem jüngere Menschen aus westlichen Ländern ein Perfektionismus-Problem.
  • Perfektionisten geht es psychisch oft nicht gut, zeigt die Forschung. Sie haben ein höheres Risiko als andere Menschen für Depressionen oder Angst- und Essstörungen. Je älter sie werden, umso mehr psychische Probleme bekommen sie. Zudem steigt das Risiko für einen Burnout.

Lasst euch helfen!

Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer ausweglosen Situation zu stecken? Wenn du dir im Familien- und Freundeskreis keine Hilfe suchen kannst oder möchtest, findest du hier einige anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

  • Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichst du rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen du über deine Sorgen und Ängste sprechen kannst. Auch ein Gespräch via Chat oder E-Mail ist möglich.
  • Kinder- und Jugendtelefon: Der Verein "Nummer gegen Kummer" kümmert sich vor allem um Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 116 111.
  • Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Bei MuTeS arbeiten qualifizierte Muslime ehrenamtlich. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch.
  • Hier findest du eine Übersicht von Telefon- und Online-Beratungen in Deutschland: suizidprophylaxe.de.

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Shownotes
Loslassen
Wann unser Perfektionismus zu viel wird
vom 17. Dezember 2020
Moderatorin: 
Shalin Rogall
Gesprächspartnerin: 
Henrike, ihr Perfektionismus setzt sie unter Druck
Gesprächspartner: 
Michael Cugialy, Psychologe und Studienberater FU Berlin