Bei Tiertransporten über EU-Grenzen hinaus werden Tiere oft gequält. Deshalb haben einige Bundesländer den Handel mit lebendigen Tieren in Nicht-EU-Staaten stark eingeschränkt. Tierschützer Manfred Karremann geht das aber noch nicht weit genug.
Rund vier Millionen Nutztiere werden jedes Jahr lebend aus der EU transportiert, überwiegend zur Schlachtung und teilweise unter sehr schlechten Bedingungen. An den EU-Außengrenzen kommt es teilweise zu extremen Wartezeiten. Die Tiere werden nicht ausreichend versorgt. Das haben Tierschutzaktivisten im Sommer 2017 beispielsweise an der an der türkisch-bulgarischen Grenze dokumentiert.
Bayern will Tiertransporte in bestimmte Staaten künftig erheblich einschränken. Das Münchner Umweltministerium hat eine Liste mit derzeit 17 Staaten außerhalb der EU zusammengestellt. Tiertransporte dorthin sind tabu - außer der Transporteur weist nach, dass deutsche Tierschutzstandards auf dem gesamten Weg eingehalten werden. Auf der Liste stehen: Ägypten, Algerien, Armenien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Libanon, Libyen, Marokko, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Tunesien, Turkmenistan und Usbekistan.
Tierquälerei bei Transport und Schlachtung
Wir haben mit Manfred Karremann gesprochen. Er ist Journalist, Autor und Tierschutzaktivist. Er sagt, die europäische Tierschutzrichtlinie beanspruche für exportierte Tiere auch außerhalb der EU Gültigkeit. Für die Tiere und ihren Schutz interessiere sich dann nach Verlassen der EU aber niemand mehr. Sie würden während des Transports und auch außerhalb der EU bei Transport und Schlachtung gequält.
"Die Tiere verlassen die EU an einer Landgrenze oder mit der Verladung aufs Schiff, leiden dann oft Durst und werden oft noch weiterverladen. Die Behandlung ist oft sehr gewalttätig."
Manfred Karremann sagt, dass bundesweite und sogar EU-weite Regelungen erforderlich seien, um artgerechte Tiertransporte wirklich für alle Tiere durchzusetzen. Einzelne Versuche der Bundesländer reichen seiner Ansicht nach nicht aus. Er versteht sie als Signal an die Tierexporteure, dass sie ihr Transportgeschäft nicht in dieser Art fortführen können.
Länder schränken Tierexporte ein
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hat gesagt, er hoffe, dass sich weitere Bundesländer diesem Schritt anschließen. Bayern ist nicht das erste Bundesland, das seine Regeln für Tiertransporte in Länder außerhalb der EU verschärft hat. Schleswig-Holstein hat bereits Ende Februar 2019 einen vorläufigen Exportstopp von lebenden Tieren in bestimmte Länder erklärt, Hessen zog im März 2019 nach. Sachsen-Anhalt prüft strengere Regeln (Stand 14.03.2019). Den neuen Regeln der Bundesländer war ein Brief von sechs Landesministern an Bundesagrarministerin Julia Klöckner vorangegangen.
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