Forschende werde zurzeit so viel gehört wie selten. Dabei verstehen viele immer noch nicht, wie Wissenschaft eigentlich funktioniert, sagt die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim.
Die Corona-Pandemie ist für die Wissenschaft Chance und Herausforderung zugleich. Zum einen steht sie zurzeit stark im Fokus, und in den vergangenen Monaten waren vermutlich so viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Talkshows und Interviews zu sehen wir selten zuvor. Andererseits ist auch die Erwartung groß: Bitte liefert konkrete und belastbare Erkenntnisse und zeigt Wege auf aus der Krise. Einige Menschen haben dabei sogar wenig Verständnis dafür, dass einmal Gesagtes später revidiert wird.
Auch für Politikerinnen und Politiker sind wissenschaftliche Erkenntnisse wichtig. "Manche verstecken sich sogar hinter Wissenschaftlern", sagt die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim. "Für politische Entscheidungsträger ist das super. Wenn Wissenschaftler etwas als Erkenntnis präsentieren, bedeutet das: Ich muss eine Entscheidung weniger treffen."
"Wenn du gegen den wissenschaftlichen Konsens argumentierst, brauchst du eine umso größere stärkere Evidenz."
Eine Gefahr besteht dabei immer, dass einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler instrumentalisiert werden. Zum Beispiel, in dem einzelne Aussagen aus dem Kontext genommen und zugespitzt werden oder auch, weil die Wissenschaftler das genau so wollen: Mit einzelnen Meinungen jenseits vom wissenschaftlichen Diskurs herausstechen und bewusst eine andere Meinung platzieren. "Was ja auch in Ordnung ist", sagt Mai Thi Nguyen-Kim, "nur müssten sie eben Evidenz liefern. Die Beweislast liegt bei denen, die etwas behaupten."
Im Gespräch mit Deutschlandfunk-Nova-Moderatorin Jenni Gärtner beschreibt die Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim, welche Rolle die Wissenschaft in der Corona-Pandemie spielt und spielen soll, wo der Unterschied zwischen dem wissenschaftlichen und medialen System liegt und warum es wichtig ist, dass es Menschen wie sie gibt.