Besser einschlummern mit Selbstbefriedigung? Ratten erzielen mit Sex einen vergleichbaren Effekt. Bei Menschen gibt es dafür keine Beweise, sagt unsere Reporterin. Sie hat einen besseren Trick gefunden.

Bei hohen Temperaturen dauert es oft ein bisschen länger, bis der Schlaf kommt. Eine große deutscher Krankenversicherung empfiehlt, sich selbst in den Schlaf zu befriedigen: Masturbation als Einschlafhilfe ist die These.

Unsere Reporterin Rebekka Endler hat sich umgehört und mit Christine Blume gesprochen. Sie ist Chronobiologin an der Universität Basel und forscht zum Thema Schlaf. Zu dem Thema gebe es nur anekdotische Befunde, dass insbesondere Männer nach dem Sex eher einschlafen. In der Fachliteratur fände sich so gut wie nichts dazu – nur eine Untersuchung, allerdings stütze sie die Vermutung nicht.

"Es gibt eine Studie aus den 80er Jahren, die das tatsächlich bei Menschen experimentell untersucht hat. Die hat aber keine Effekte von Selbstbefriedigung auf den Schlaf gefunden. "
Christine Blume, Chronobiologin, Universität Basel

Im Tierversuch ist wenigstens eine andere These bestätigt worden: die vom besseren Schlaf nach Sex. Christina Blume weist auf eine Studie an Ratten hin. Die Ratten schliefen nach dem Geschlechtsverkehr besser, als wenn sie zuvor nur auf einem Laufrad gelaufen waren. Für Menschen ist der Effekt wissenschaftlich nicht erwiesen.

Funktionale Masturbation als Problem

Nele Sehrt ist Diplom-Psychologin und Sexualtherapeutin. Sie warnt davor, Selbstbefriedigung zu funktionalisieren – also auch zum Einschlafen – und erlebt es häufig, dass ihre Patientinnen und Patienten in einer Paarbeziehung aneinander vorbeimasturbieren, wie sie sagt.

"Es gibt Studien, die zeigen, dass wenn man Sexualität instrumental sieht, dass man die Lust daran verliert. Eigentlich sollte es der Weg zum Orgasmus sein, der einem richtig Spaß macht."
Nele Sehrt, Diplom-Psychologin und Sexualtherapeutin

Ganz abseits von Sex und Selbstbefriedigung ist es eine gute Idee, sich vor dem Schlafengehen abzubrausen. Denn um überhaupt einzuschlafen zu können, muss der Körper sich runterkühlen. Dazu weiten sich an Händen und Füßen normalerweise die Gefäße. Wenn die Gefäße aber von der Hitze ohnehin schon geweitet sind, können wir auch ohne Schweiß mit ein bisschen Wasser den Effekt der Verdunstungskälte nutzen.

"Einfach mal nicht abtrocknen, sodass man über die Verdunstungskälte den Körper noch ein bisschen kühlt. Oder ein Fußbad machen. Ich glaube, dass das effektiver ist als Selbstbefriedigung."
Nele Sehrt, Diplom-Psychologin und Sexualtherapeutin

Die Idee, dass Selbstbefriedigung beim Einschlafen helfen könnte, geht auf das folgende Facebook-Posting einer Krankenkasse zurück:

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Shownotes
Masturbieren für den Schlaf?
Einschlafen? Selbstbefriedigung bringt es nicht
vom 26. Juli 2019
Moderator: 
Ralph Günther
Autorin: 
Rebekka Endler, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin