Manche Pressekonferenzen nach Spielen sind legendär. Oft liegt das an den emotionalen Ausbrüchen von Sportlern und Trainerinnen. Tennisspielerin Naomi Osaka hat keinen Bock mehr Pressekonferenzen, die Fragerei und boykottiert Interviews – zum Schutz ihrer mentalen Gesundheit.
Für viele Profi-Sportlerinnen und Sportler geht es nach dem Spiel direkt in die Pressekonferenz, wo sie mit etliche Fragen von Reporterinnen und Journalisten bombadiert werden. Für manche Sportlerinnen und Sportler kann das belastend sein.
Pressekonferenz? Nein, danke!
Tennisspielerin Naomi Osaka hat deshalb angekündigt, keine Pressekonferenzen während der French Open zu geben. Zu oft habe sie dort gesessen und musste die immer gleichen Fragen beantworten. Oder ihr seien Fragen gestellt, die ihre Leistung infrage gestellt hätten.
Für die Presse spiele die mentale Gesundheit der Athletinnen und Athleten dabei keine Rolle. Sei man nach einem Spiel ohnehin schon am Boden, würden sich die Interviews anfühlen wie zusätzliche Tritte, so die Tennisspielerin.
Maximilian Rieger aus der Deutschlandfunk-Sportredaktion deutet das Statement von Naomi Osaka als ein Warnzeichen an Journalistinnen und Journalisten, Fragen zu stellen, die einen Mehrwert haben – für die Presse, die Fans und die Athleten.
Häufig zielten die Fragen hingegen auf die Emotionen der Sportlerinnen ab. Emotionale Antworten wie die Wutrede vom ehemalige Bayerntrainer Giovanni Trapattoni werden zwar zu bekannten Anekdoten und bekommen Tausende Klicks im Netz, inhaltlich sei da aber wenig drin. Es bleibt an der Oberfläche.
"Mein Plädoyer wäre, sachbezogen zu fragen und nicht diese emotionale Schiene zu fahren: Wenn du gewonnen hast, freust du dich und wenn du verloren hast, bist du traurig. Viel mehr kriege ich da nicht raus."
Den Sportreporter erinnern diese Interviews eher an ein Schauspiel oder Ritual ohne Mehrwert. Für die Athletinnen und die Reporter sind Pressekonferenzen daher ein undankbarer Job: Auf der einen Seite sind da die Profi-Sportler, die dazu verpflichtet sind, nach einem Spiel vor die Kameras zu treten. Die Journalistinnen haben die Aufgabe, Antworten von den Sportlern zu bekommen.
Dass dabei eine reflektiere Analyse herauskommt, nachdem die Spieler erst vor wenigen Minuten den Platz verlassen haben, ist denkbar unwahrscheinlich.
Unterhaltung statt Tiefe
Sinnvoller ist es, findet Maximilian Rieger, wenn solche Interviews später stattfinden würden. Dann hätten Sportler und Athletinnen ausreichend Zeit, über einzelne Spielsituationen und Taktiken nachzudenken. Journalistinnen könnten wiederum vertiefende Fragen stellen, die zum Beispiel Doping oder Fehlverhalten ansprechen.
Oft hat er hingegen den Eindruck, dass manche der Sportjournalistin auf emotionale Ausbrüche der Athleten aus sind, um etwas Unterhaltsames in ihrer Sendung zu haben.
"Es ist ein kleines Schauspiel, worauf sich beide Seiten einlassen müssen – ohne Mehrwert für beide Seiten und für uns, die das dann eventuell sehen."