Neue Medikamente müssen getestet werden. Wer sich dazu zur Verfügung stellt, kann gutes Geld verdienen, muss aber mit Nebenwirkungen rechnen.
Neben Kellnern und Nachhilfe lässt sich auch mit Medikamententests das Studium oder ein Urlaub finanzieren. Ganz ungefährlich ist das aber nicht. In Frankreich ist bei einer Routinestudie vor Kurzem ein Mann gestorben. Zum Glück ist das ein absoluter Extremfall, hat Reporterin Sophie Stigler erfahren. In Mönchengladbach durfte sie im europaweit größten privaten Institut für frühe klinische Studien bei einem Test zugucken. Pharmafirmen erforschen hier, wie ihre Medikamente auf Menschen wirken.
Vier Seiten Nebenwirkungen
Andreas ist Proband und hat bereits an einigen Studien teilgenommen. Mit dem Geld für diesen Test will er eine Reise finanzieren. Die Klinik darf er während der Studie nicht verlassen: Falls er allergisch reagiert, könnte ihm draußen niemand helfen. Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist vier Seiten lang. Bei fast jeder Studie kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit. Sehr selten können auch Psychosen und Entzündungen von Herz, Nieren und Leber auftreten. Andreas macht trotzdem mit.
"Man hat ein Aufklärungs-Info-Gespräch, nach dem man abwägen kann, ob das zu viele Nebenwirkungen sind. Da muss jeder für sich persönlich abwägen."
Was in der Klinik passiert, bleibt in der Klinik: Wogegen das Mittel helfen soll und wer es entwickelt, dürfen die Teilnehmer nicht verraten, sonst riskieren sie eine Klage. Die freiwilligen Medikamententester müssen eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen. Aber auch die Auflagen für die Pharmafirmen sind streng: Jede Studie wird, bevor sie startet, von den Bundesbehörden geprüft und von einer Ethikkommission begutachtet. In mehr als 10.000 Studien in den letzten elf Jahren gab es laut den Behörden keinen Fall wie in Frankreich.
"Wir sind ja nicht in einem Untergrundlabor in China oder so, sondern hier sind Auflagen sehr, sehr hart. Da fühle ich mich schon sicher."
Andreas wird während der Studie bis zu 18 Mal am Tag Blut abgenommen, dazu EKGs und andere Untersuchungen. Er testet gleich zwei Medikamente. Der Hersteller will herausfinden, ob gefahrlos beide Wirkstoffe eingenommen werden können. Wenn alles gut läuft, darf er in drei Monaten wieder an einer Studie teilnehmen. Für die Forschung und den nächsten Urlaub.
Mehr dazu im Netz:
- Keine Antworten nach tödlichem Medikamententest | Deutschlandfunk
- Proband werden, Medizin verbessern | Infos der Clinical Research Services