In der Wissenschaft muss alles präzise sein. Kreative Forschungsergebnisse will niemand. Aber beim Entdecken und Entwickeln kann Kreativität helfen. Die entsteht vor allem im Zweier-Team, findet Bioinformatiker Martin Lercher.

Wenn sich Forschende etwas wirklich Neuem annähern und Neues entdecken wollen, braucht es Kreativität, sagt Martin Lercher von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er gibt Workshops für Menschen in der Wissenschaft, die kreativer werden wollen.

"Der erste Schritt zum Verständnis von etwas völlig Neuem ist Kreativität."
Martin Lercher, Bioinformatiker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

"Spannend wird es dann, wenn ich etwas Unerwartetes finde", sagt der Bioinformatiker. Das mache Wissenschaft mit aus und dafür müsse man kreativ sein.

Besser zu zweit als in der Großgruppe

Kreativer Austausch funktioniere besonders gut zu zweit. In einer großen Gruppe brauche ein Brainstorming Organisation, so Martin Lercher. "Wenn alle durcheinander reden, dann funktioniert das nicht." Sobald aber jemand den Austausch quasi kanalisiert, ist die Gefahr da, dass Kreativität verlorengeht und alle einem Gedankenstrang einfach hinterherrennen.

In einer Zweiergruppe kommen wir einfacher auf neue Ideen, glaubt er. "Man kann eher die andere Person darin unterstützen, ihre Gedanken weiterzuentwickeln", sagt der Bioinformatiker. Die Voraussetzung dafür sei, dass wir offen miteinander diskutieren.

"Das Entscheidende ist: Wie redet man miteinander?"
Martin Lercher, Bioinformatiker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Die Voraussetzung dafür sei wiederum, dass wir Ideen des Gegenübers nicht direkt abwürgen. Wir sollten nicht dem Impuls nachgeben: Das ist alles Quatsch, was sich die Person da gerade denkt!

Das "Yes, and..."-Prinzip

Stattdessen sei es wichtig, positiv dranzugehen. Wir sollten erst einmal annehmen, dass in dem Gesagten vielleicht ein spannender Gedanke steckt. Hilfreich kann dafür die "Yes, and..."-Regel aus dem Improvisationstheater sein, so Martin Lercher. Mit diesem "Ja, und..."-Prinzip gehen wir vor der Bewertung erst einmal einen Schritt weiter: Wie passt das zu anderen Annahmen? Welche Konsequenzen hätte das denn?

Exklusiv für die Wissenschaft sind die Tipps nicht. Bestimmte Techniken haben sich in der Wissenschaft besonders bewährt, so Martin Lercher. "Aber grundsätzlich funktionieren die immer, wenn Kreativität wichtig ist."

Shownotes
"Yes, and..."
Tipps für Kreativität (nicht nur) in der Wissenschaft
vom 23. Februar 2024
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Martin Lercher, Bioinformatiker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf