• Deutschlandfunk App
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Ins Gespräch zu kommen, sei bei Jugendlichen besonders wichtig, sagt Marius. Im brandenburgischen Falkensee engagiert er sich in einer Jugendgruppe für die Vermittlung demokratischer Werte. Es sei leicht, rechte Gewalt auszublenden, sagt der Autor Jakob Springfeld. Dagegen setzt er sich ein.

Als Jakob vor einiger Zeit zu einer Lesung seines Buchs nach Bautzen kam, erwarteten ihn dort nicht nur interessierte Zuhörer*innen, sondern auch rund 15 Neonazis, erzählt er. Jakob Springfeld ist Autor des Buches 2Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts", außerdem Student und Aktivist für Demokratie und Menschenrechte.

Als Demokratie-Aktivist an Drohungen (leider) gewöhnt

Situationen wie diese kennt er seit Jahren. Er erzählt von einem Böller, den ein Neonazi bei einer Demo genau neben ihn warf, und davon, dass er in seiner Heimatstadt Zwickau von Neonazis oder deren Unterstützern verfolgt und bespuckt wird.

Von all dem scheint er sich nicht beeindrucken zu lassen. Er berichtet offen von seinen Erfahrungen und gibt damit auf seinen Lesungen auch anderen Menschen die Möglichkeit, sich mitzuteilen.

Portrait von Jakob Springfeld
© Coco Villosa
Seit 2015 engagiert sich Jakob Springfeld für Demokratie.

Jakobs Aktivismus für die Demokratie, für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus hat vor etwa zehn Jahren begonnen. Als während der großen Fluchtbewegung 2014/2015 viele Geflüchtete nach Deutschland und damit auch nach Zwickau kamen, begann er, sich für die Geflüchteten zu engagieren.

Er hörte ihnen zu und erfuhr die Geschichten der angekommenen Menschen. Besonders schockierte ihn dabei, dass die Gewalt und Bedrohung der Menschen nicht nach der Flucht aufhörte. Sie erlebten sie auch in Zwickau, erzählt er.

"Wenn man weiß und privilegiert aufwächst, kann man Rassismus und rechte Gewalt gut ausblenden. Und viele tun es auch."
Jakob Springfeld, Aktivist und Autor

Die Politik muss die Sorgen der Menschen – auch vor Geflüchteten – ernst nehmen, fordert er. "Dafür müssten auch demokratische Akteur*innen ansprechbar sein und Lösungen anbieten." In seiner Umgebung passiere aber genau das zu wenig. Dennoch sei es seiner Ansicht nach nie legitim, einer extrem rechten Partei seine Stimme zu geben.

Demokratie darf auch für Spaß und Leichtigkeit stehen

Auch Marius engagiert sich im Osten Deutschlands für Demokratie. Das Jugendforum Falkensee, in dem er sich engagiert, informiert Jugendliche und junge Erwachsene gezielt über Politik und Partizipationsmöglichkeiten, bietet aber auch Freizeitprogramme wie Häkeln, Müllsammelaktion oder Freiluftkino an.

"Niedrigschwellige Angebote laden dazu ein, in einem ganz lockeren Rahmen zu quatschen, sich kennenzulernen und zu lernen, dass Meinungsunterschiede in Ordnung sind."
Marius, Jugendforum Falkensee

Gewalt, Drohungen oder extremistische Meinungen hat es bei den Treffen und Angeboten bisher nicht gegeben, sagt er. Wenn eine schwierige Äußerung falle, werde das Gespräch gesucht. Meistens handele es sich dabei um nicht reflektierte oder aufgeschnappte Vorurteile. Und Marius betont: "Keiner wird als Antidemokrat oder als Extremist geboren."

In Falkensee, das im Speckgürtel von Berlin liegt, ist die AfD bei weitem nicht so erfolgreich wie in Zwickau, wo Jakob sich engagiert. Dennoch treiben beide Männer ähnliche Sorgen oder Ängste um, wenn sie an Landtagswahlen denken, die 2024 in Sachsen, Thüringen und Brandenburg stattfinden.

Jakob spricht von "ernsthaften Befürchtungen". Eine auf Landesebene mitregierende AfD kann seiner Einschätzung nach die Arbeit von Jugendzentren, Aktivisten und zivilgesellschaftlichen Initiativen gefährden – angefangen schon bei deren Finanzierung.

"AfD-Wähler sind ja nicht per se schlechte Menschen. Meistens haben sie Sorgen und Ängste und sind vielleicht irgendwann gerade in der Pandemie falsch abgebogen."
Marius, Jugendforum Falkensee

Marius versucht mit Menschen, von denen er weiß, dass sie die AfD wählen wollen, zu sprechen und sie von demokratischen Werten zu überzeugen, erzählt er. Ihm macht vor allem Angst, was Zeitzeugen sagen: Damals habe es genauso angefangen. Daher fühlt er eine Verantwortung, die Fahne für die Demokratie vor allem unter Jugendlichen hochzuhalten.

Und er betont: Demokratie macht Spaß, weil man viele unterschiedliche Menschen, deren Geschichten und Meinungen kennenlernt. Damit das auch in Brandenburg weiterhin so bleibt, wird er nicht müde, diese Haltung in geselligen und politischen Aktionen nach außen zu tragen, sagt er.

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Shownotes
In Bewegung kommen
Wie wir uns für Demokratie stark machen können
vom 25. Januar 2024
Moderation: 
Dominik Schottner
Gesprächspartner: 
Jakob Springfeld, Autor und Aktivist
Gesprächspartner: 
Marius, engagiert sich bei einem Jugendprojekt in Brandenburg
  • Autor und Aktivist Jakob Springfeld erzählt, wie er sich gegen Rechtsextremismus einsetzt
  • Marius engagiert sich bei einem Jugendprojekt in Brandenburg