Wer eine Selbsthilfegruppe sucht, erhofft sich Antworten auf Fragen, die alleine schwer zu finden sind. Doch nicht immer gibt es die passende Gruppe. In solch einem Fall können wir diese selbst gründen und bekommen dabei sogar Unterstützung.

Tabea hat im Jahr 2020 eine Selbsthilfegruppe gegründet. Aber sie selbst nennt sie nicht so, sondern bezeichnet die Gruppe als Stammtisch. Das findet sie besser, weil das Wort Selbsthilfe Tabea auch schon davon abgehalten hat, einer Gruppe beizutreten. In ganz Deutschland gibt es rund 70.000 verschiedene Selbsthilfegruppen.

"Dabei kann es um Trennung, eine psychische Erkrankung gehen oder man ist vielleicht Angehörige von einem Menschen, der Probleme hat. Im Prinzip alles, bei dem man merkt, es würde mir guttun, darüber zu reden."
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin, über Gründe für eine Selbsthilfegruppe

Tabea hat den Endometriose-Stammtisch ins Leben gerufen, weil sie selbst betroffen ist. Endometriose ist eine oft chronische und schmerzhafte Erkrankung bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter auftritt.

Hürde verringert: Stammtisch statt Selbsthilfegruppe

Der Stammtisch soll einen sicheren Ort bieten, an dem sich Menschen treffen und ihre Erfahrungen mit dieser Erkrankung austauschen können, erklärt Tabea ihr Ziel. Die Gruppe soll zudem Betroffenen das Gefühl geben, mit ihrer Diagnose nicht alleine zu sein.

Nur diejenigen, die das möchten, tragen bei den Treffen etwas bei. Das ist Tabea wichtig. Eine weitere Regel: Tabea gibt keine Medikamententipps. Das sei Aufgabe von Fachleuten.

Bundesweites Infoportal zu Selbsthilfegruppen hilft

Wer ein Thema hat, über das er oder sie sich austauschen möchte, kann sich im Netz, in den sozialen Medien oder im Bekanntenkreis darüber informieren. Die Selbsthilfe-Kontaktstellen helfen bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe. Diese offiziellen Stellen werden von den Krankenkassen finanziert.

Gleichzeitig können die Selbsthilfe-Kontaktstellen dabei helfen, selbst eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Ronja Schneider vom Selbsthilfebüro Heidelberg sagt, dass Selbsthilfegruppen-Gründer*innen wenig bürokratischen Aufwand haben. Sie müssten die Gruppe in einem sogenannten Ausschreibungstext beschreiben. Den Rest übernimmt das Büro.

"Die Person selbst hat am Anfang wenig Arbeit damit. Wir bitten um einen kurzen Ausschreibungstext, verbreiten das in den Medien oder in der Region und führen dann eine Warteliste. Erst beim ersten Treffen kommt die Person wieder ins Spiel."
Ronja Schneider, Selbsthilfebüro Heidelberg

Deutschlandweit gibt es über 300 dieser Kontaktstellen. Die Website der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle (Nakos) – einer Art bundesweitem Infoportal zu Selbsthilfegruppen – kann dabei helfen, sich einen Überblick zu verschaffen. Wer selbst eine Gruppe gründen will, wird von lokalen oder regionalen Büros bei der Organisation unterstützt. Der Aufwand bleibt anfangs also gering, erklärt Ronja Schneider.

"Eine Selbsthilfegruppe ist nicht das richtig, wenn du gerade selbst in einer akuten Krise bist und dich instabil fühlst. So eine Gruppe kann eine Therapie oder einen Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin nicht ersetzen."
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Lass dir helfen!

Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote.

Shownotes
Mentale Gesundheit
Eigene Selbsthilfegruppe gründen
vom 27. März 2023
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin