Etwa elf Millionen Menschen leben ohne Aufenthaltsgenehmigung in den USA. US-Präsident Donald Trump will alle abschieben. Viele trauen sich nicht mal mehr auf die Straße. Tessa Petit hilft diesen Menschen.
Donald Trump hat angekündigt, ab seinem ersten Tag im Amt massenhaft Migrant*innen abzuschieben. Dazu hat er gleich nach der Amtseinführung zehn Dekrete, also Anordnungen unterschrieben, die für einen neuen Weg in der Migrationspolitik der USA sorgen sollen.
Unter anderem soll es Razzien geben, um illegale Migrant*innen festzunehmen. Außerdem hat Trump erlassen, Schutzorte für Migrant*innen abzuschaffen. Vorher waren das beispielsweise Kirchen und Krankenhäuser, in die die Polizei- und Zollbehörde des Ministeriums für Innere Sicherheit (Immigration and Customs Enforcement, ICE) nicht eindringen durfte, erklärt unsere US-Korrespondentin Anne Raith.
Trump will bei Migration und Staatsbürgerschaft durchgreifen
Auch das Geburtsrecht, das Babys, die in den USA geboren werden, automatisch zu Amerikanern macht, will Donald Trump ändern oder abschaffen. Bisher ist dieses Recht in der Verfassung verankert, sagt Anne Raith. 22 US-Bundesstaaten haben gegen die Pläne von Donald Trump zur Änderung des Geburtsrechts, schon Klage eingereicht. Die erste Anhörung dazu findet aktuell in Seattle statt.
"Es gab noch keine groß angelegten Razzien in großen Städten wie angekündigt. Aber die Angst ist natürlich enorm. Organisationen , die Migranten unterstützen, raten derzeit, nicht die Tür zu öffnen."
Noch gab es keine groß angelegten Razzien, sagt Anne Reith. Aber sie geht davon aus, dass es schon in den kommenden Tagen und Wochen große Razzien geben wird. Sie nimmt an, dass Donald Trump damit öffentlich zeigen möchte, dass er viel in Angriff nimmt. Gleichzeitig vermutet sie, dass viele Dekrete und Ankündigungen im Sand verlaufen oder durch langwierige Gerichtsverfahren nicht zur Anwendung kommen werden.

Und noch sprechen die Zahlen auch dagegen, dass Donald Trump wie angekündigt direkt im großen Stil abschiebt, sagt unsere Korrespondentin: An Donald Trumps erstem Tag im Amt waren es 280 Abschiebungen, während es im September im Schnitt 300 pro Tag gab. Aber sie erwartet einen Anstieg: "Es passiert, würde ich sagen – aber es passiert im Moment nicht."
Das aktuelle Leben von Migrantinnen in den USA
Auch wenn es vielleicht teils nicht umsetzbare Dekrete sind, die Donald Trump bei seiner Amtseinführung unterschrieben hat, sie schüren trotzdem große Angst unter den elf Millionen illegalen Migrant*innen, sagt Tessa Petit. Sie arbeitet bei der Organisation Florida Immigrant Coalition (FLIC), die Migrant*innen in Florida unterstützt. Tessa selbst ist 2001 mit ihrer Familie aus Tahiti in die USA gekommen. Zunächst hatte auch sie Probleme mit dem Asylantrag, inzwischen ist sie aber US-Staatsbürgerin.
"Hab ich Angst um mich selbst? Nein. Treffe ich Vorsichtsmaßnahmen? Ja!"
Ihren US-amerikanischen Pass trägt Tessa immer bei sich. Da sie einen Akzent hat, fürchtet sie, trotz Staatsbürgerschaft abgeschoben zu werden. Sie rät allen Migrant*innen, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und zu planen, wer sich im Fall einer Inhaftierung oder Ausweisung um Haus und Kinder kümmert. Besonders schlimm empfindet Tessa, dass jetzt Migrant*innen nicht mehr ins Krankenhaus gehen, wenn sie behandelt werden müssen, weil sie auch dort vor der ICE-Polizei Angst haben.
"Sie haben geglaubt, dass die Abschiebung von Einwanderern keine Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben würde, dass Migranten ihre Arbeitsplätze wegnehmen. Sie haben all diese Lügen geglaubt, die ihnen erzählt wurden."
Tessa Petit glaubt nicht, dass die Abschiebung von Einwanderern keine Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird, so wie Donald Trump es im Wahlkampf gesagt hat. Und auch nicht, dass Migrant*innen US-Bürger*innen Jobs wegnehmen - auch eine Wahlkampfaussage, die aber offenbar viele Menschen glauben..
Anne Raith sieht es ähnlich wie Tessa: Migrant*innen in den USA arbeiten häufig in Berufen, die für den Erhalt der Gesundheit und des Wohlstands der US-Amerikaner*innen sorgen, sagt unsere US-Korrespondentin. Und sie zahlen viele Milliarden Dollar Steuern und sind deswegen auch für die amerikanische Wirtschaft eigentlich unabkömmlich, ergänzt sie.
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