Jusochef Kevin Kühnert kämpft gerade gegen die Große Koalition. Aber wie weit würde er dafür gehen? Würde er mit russischen Agenten zusammenarbeiten, würde er Bots kaufen und Leute manipulieren? Diese Frage hat die Bildzeitung am 16. Februar 2018 mit einer großen Titelstory aufgeworfen. Dabei geht es um einen angeblichen E-Mail-Verkehr zwischen Kevin Kühnert und einem Russen. Das Satiremagazin Titanic sagt jetzt: Wir stecken dahinter.

In einem angeblich von der Titanic gefakten E-Mail-Verkehr schreibt Kevin.Kühnert@jusos.de mit einem Russen namens Juri. Juri bietet Kevin Kühnert an, bei seiner Kampagne gegen Martin Schulz Bots einzusetzen und sie zu manipulieren. Kevin sagt: Klar, super, Hauptsache, man kann das Ganze nicht nachverfolgen.

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Die Bildzeitung titelte am 16. Februar: "Neue Schmutzkampagne bei der SPD. Es geht um brisante Mails, den Juso-Chef und einen Mann namens Juri." Nach dem Motto: Jusochef Kühnert hat sich vielleicht russische Hacker zu Hilfe geholt, um die Große Koalition zu verhindern. Weiter unten im Text gibt es einen kleinen Hinweis darauf, dass kein Beweis vorliege, ob die Mails echt sind oder nicht.

Dabei wäre es relativ einfach gewesen, genau dies zu überprüfen. Die Mailadresse von Kevin Kühnert lautet nämlich anders als die im Fake-Mailverkehr. Moritz Tschermak vom Bildblog findet das Ganze ziemlich problematisch.

"Zu wissen, dass es von Kevin Kühnert und dessen Sprecher die Aussage gibt, dass diese Mail gefälscht ist, und dann trotzdem eine große Titelgeschichte draus zu machen - das fand ich sehr problematisch. Das ist auch für Bild-Verhältnisse nicht gewöhnlich."
Moritz Tschermak vom Bildblog

Die Titanic-Redaktion hat sich jetzt zu dem Fake bekannt und begründet die Aktion damit, sie habe die journalistische Qualität der Bildzeitung überprüfen wollen. Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen gibt sich als Initiator der Aktion aus. Er sagt, das Problem sei, dass die Bild alles drucke, was in ihre Agenda passe - egal wie unsicher die Quelle sei.

Die Titanic hat den sehr detaillierten, gefakten Mailverkehr inzwischen auch auf ihrer Homepage veröffentlicht. Moritz Hürtgen war persönlich -  als Informant verkleidet - in der Bild-Redaktion, um über die Mails zu verhandeln - das sagen sowohl die Titanic als auch die Bildzeitung.

"Als Titanic-Redakteur kann man denken, wie ein Bild-Redakteur, das macht das Ganze sehr einfach, da das richtige Maß an Agententhriller und Wahnsinn reinzupacken."
Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen

Die Idee Mortiz Hürtgens zu einer solchen Aktion sei schon früher da gewesen. Aus seiner Sicht fahre die Bild-Zeitung eine Kampagne gegen die SPD. Das sei der Grund gewesen, warum er sich jetzt entschieden habe, die Aktion zu machen.

Bild-Chef Julian Reichelt will keine Fehler eingestehen

Bild-Chef Julian Reichelt ist sauer und rechtfertigt sich in einem Text für die Geschichte. Der Bild-Chef kritisiert, dass die Titanic sich auf Kosten der Bild-Zeitung profilieren will und deshalb bewusst eine Falle gestellt habe. Gleichzeitig weist er die Vorwürfe zurück, dass die Bild-Redaktion Fehler gemacht habe. Außerdem hätte die Bild-Zeitung nur über die Kampagne berichtet und Kevin Kühnert nie als Schuldigen dargestellt. 

Moritz Tschermak vom Bildblog findet diese Aussage extrem problematisch. Exklusiv irgendwelche fragwürdigen Mails zu veröffentlichen und dann vorzugeben, die Bild-Zeitung würde nur über die Kampagne anderer Leute berichten, ist nach Meinung von Moritz Tschermak extrem schwierig.

"So richtig zur Schmutzkampagne wird es erst dann, wenn Deutschlands auflagenstärkste Zeitung das zur Titelgeschichte macht."
Moritz Tschermak, Bildblog
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Shownotes
#miomiogate
Titanic legt die Bild-Zeitung rein
vom 21. Februar 2018
Gesprächspartnerin: 
Carolin Bredendiek, Deutschlandfunk Nova
Moderator: 
Thilo Jahn