Manche Satelliten könnten noch weitermachen, wenn sie ausreichend Sprit an Bord hätten. Eine Idee: Ein zweiter Satellit kommt zu Hilfe.

Kommunikationssatelliten, zum Beispiel für Fernsehempfang, umkreisen die Erde auf einer Höhe von 36.000 Kilometern. Die Satelliten an sich als auch deren Transport auf diese Umlaufbahn ist aufwändig und teuer. Zudem bedeutet jeder ausrangierte Satellit mehr Weltraumschrott im All.

Sprit ist alle

Deshalb ist es sinnvoll, zum Beispiel Kommunikationssatelliten so lange wie möglich zu betreiben. Das Problem: Sie können nicht einfach aufgetankt werden. Irgendwann ist der Sprit aufgebraucht, den der Satellit benötigt, um zu steuern und seine Laufbahn einzuhalten.

Ist das der Fall, kommen die alten Satelliten auf eine Art Abstellgleis: Auf eine Umlaufbahn, die einige hundert Kilometer höher liegt als die ursprüngliche. Dort kreisen die alten Satelliten vermutlich dann hunderte oder gar tausende Jahre lang.

"Der Hilfssatellit kann den anderen Satelliten greifen und dann die Steuerung übernehmen. Das ist eine Art Huckepack-Mission."
Michael Büker, Astrophysiker

Um die Lebenszeiten von Satelliten zu verlängern, baut und vertreibt das US-amerikanische Unternehmen Northrop Grumman Corporation einen Hilfssatelliten, der dann den Kommunikationssatelliten sozusagen Huckepack nimmt.

Dieser Hilfssatellit - "Mission Extension Vehicle" genannt - soll am 15. August mit einer Ariane-Rakete ins Weltall geschossen werden.

Defekte Elektronik ist nicht das Problem

Wenn alles gut geht, greift sich das "Mission Extension Vehicle" den Kommunikationssatellliten und übernimmt die Steuerung. So kann im besten Fall der Kommunikationssatellit trotz leeren Treibstofftanks noch einige Jahre weiter arbeiten.

Der leere Trank ist in der Regel entscheidend dafür, dass Satelliten aussortiert werden müssen. Seltener sind zum Beispiel defekte Elektronikteile das Problem.

"Wenn es gelingt nach der Lebensdauer noch einige Jahre an Betrieb draufzusatteln, dann ist es für die Betreiberfirmen unter Umständen eine wirtschaftliche Sache."
Michael Büker, Astrophysiker

Ausgediente Satelliten aus 36.000 Kilometer Höhe zur Erde zurück zu holen, würde sehr viel Energie benötigen, die sowohl der Satellit selbst als auch der Hilfssatellit nicht aufbringen könnte.

Generell könnte ein Hilfssatellit im Weltall zurzeit nicht für Ordnung sorgen, sagt Astrophysiker Michael Büker. Denn nach jetzigem Modell kann sich ein Hilfssatellit nur um einen anderen Satelliten kümmern und ihn, falls benötigt, in eine Umlaufbahn bringen, die für ihn vorgesehen ist – was zum Beispiel dann nötig ist, wenn er unbeabsichtigterweise seine Umlaufbahn verlassen hat.

Das Problem: Pro aus der Bahn geratenem Satellit würde ein zusätzlicher Satellit ins All geschossen. Die Hilfssatelliten sind deshalb in erster Linie dafür vorgesehen, die Lebensdauer von generell noch funktionierenden Satelliten zu verlängern.

Shownotes
Weltraumforschung
Satellit ohne Treibstoff: Weitermachen dank Huckepack-Mission
vom 15. August 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker