Den Heroinchic aus den 90ern haben wir alle noch vor Augen. Dieser Trend mit den total abgemagerten Models hat nie richtig aufgehört. Gerade erlebt er wieder eine Renaissance mit völlig teilnahmslos dreinschauenden Frauen.
Die spanische Künstlerin Yolanda Domínguez hat die Schnauze voll von den zugekokst aussehenden Frauen in Hochglanzmagazinen. Im Moment sehen wir viele Models, die einfach so daliegen, völlig unlebendig, schwach, als wären sie zugedröhnt. Yolanda Domínguez' Kritik geht in Richtung der Editorials, also den Inszenierungen, die Modemagazine in Auftrag geben. Ihr Video dazu geht im Netz gerade ab.
Für dieses Video bekommt die Künstlerin viele Likes und viel Bestätigung. Eine Petition hat inzwischen mehr als 50.000 Unterschriften bekommen. Darin kritisiert Yolanda Domínguez, dass diese Bilder ein völlig falsches Vorbild vermitteln; als sei es cool und erstrebenswert, abgemagert und emotionslos rumzuhängen. Sie würde sich wünschen, dass Frauen als Gegenentwurf auch selbstbewusst und fröhlich dargestellt werden.
"Das Problem ist, wenn Frauen nur in solchen Haltungen dargestellt werden. Das schränkt unsere Wahrnehmung dessen, was weiblich ist, stark ein."
An Negativbeispielen mangelt es Yolanda Domínguez nicht. Allein die Bilder aus ihrem Video stammen aus Zeitschriften aus diesem Jahr. Und der Trend, Frauen schwach und mager zu inszenieren, ist nichts neues, das kennen wir schon seit Jahrzehnten. Eine der Ikonen des Heroinchics ist sicherlich Kate Moss, die Anfang der 90er berühmt wurde.
Es geht nicht um das Model, sondern die Kleidung
Modefotografen, die ihre Models mit ausdruckslosen Gesichtern und Körperhaltungen zeigen, verfolgen mehrere Ziele. Stephan Czaja von der Agentur Cocaine Models erklärt: Wenn die Models wie Puppen dargestellt werden, gehe es in erster Linie um die Kleidung. Eine weitere Erklärung: Die Fotografen wollen ein Gefühl der Exklusivität schaffen.
"Models, die emotionslos durch die Gegend starren - das wirkt cool und verkauft sich."
Diesen Mechanismus finden wir vor allem bei hochpreisigen Marken. Während im Aldi-Katalog eher mit fröhlichen, normalen Menschen geworben wird, geht es bei der Vogue darum zu zeigen, was gerade Trend ist. Offenbar ist die Art der Darstellung der Models auch abhängig davon, für welchen Markt die Aufnahmen sind. In Modemetropolen wie Paris und Mailand sei derzeit eher der introvertierte Typ gefragt, sagt Stephan Czaja. In Deutschland sei man tendenziell eher fröhlich.