Pablo Escobar war einer der brutalsten und reichsten Drogenbosse. Jetzt flimmert er bei unserer Reporterin Julia Möckl über die Mattscheibe - und sie findet ihn cool. Aber darf sie das?
Pablo Escobar hat den Drogenhandel industrialisiert und das Medellín-Kartell wie ein Unternehmen geführt. Er war einer der reichsten Drogenbosse. Auf sein Konto gehen zahlreiche Morde und noch mehr auf die von ihm bezahlten Killer. Ein Krimineller, den unsere Reporterin Julia Möckl aus moralischen Gründen zutiefst ablehnt. Nun erscheint Pablo jeden Abend auf ihrem Fernseher, seit Netflix die Serie "Narcos" ausstrahlt. Aber statt empört die Kiste auszuschalten, sitzt sie gebannt davor.
Dunkle Seite ausleben
Pablo hat sie in seinen Bann gezogen. Julia ist verstört. Wie kann das sein? Wie kann sie diese Type cool finden? "Es ist schon sehr menschlich, sich an so etwas aufzugeilen. Es befriedigt unsere voyeuristischen Gelüste, es lenkt uns ab von unserem eigenen Stress," sagt Rebekka Reinhard. Julia hat die Philosophin um moralische Aufklärung gebeten.
"Viele haben Sehnsüchte, etwas Gutes zu bewirken, genauso wie sie Sehnsüchte haben, auch mal Verbrechen zu begehen. Nur wir tun es halt nie."
Die Spannung zwischen Gut und Böse fasziniere Menschen. Pablo bietet da viel Stoff: In der Bevölkerung galt er auch als Wohltäter, der den Armen half. Insofern sei die Figur ein gutes Beispiel, so die Philosophin Rita Molzberger, sich mit der Frage, wo das Gute aufhört und das Böse anfange, zu beschäftigen.
Die Faszination an dieser kriminellen Figur entsteht auch dadurch, dass wir uns mit ihr ein Stück weit identifizieren, meint Rebekka Reinhard. Mit Pablo kann Julia auch ihre dunklen Seiten ausleben, sagt die Philosophin, die sie sonst im Alltag unterdrückt. Und das ist auch gut so.
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