Plastik in der Bio-Tonne ist richtig doof. Aber wer soll das kontrollieren? Im Saarland setzt man auf Müllwagen mit Kameras und künstlicher Intelligenz. Ist die Tonne falsch sortiert, bleibt sie stehen. Die Kontrolle per KI hat auch mit neuen Regeln zu tun.

Auch im saarländischen Ort Bous fährt das Müllauto von Haus zu Haus und leert die Bio-Tonnen. Aber eine Sache ist hier anders: Dort, wo die Tonne in den Wagen gekippt wird, sind am Müllwagen zwei Kameras befestigt.

Die Kameras scannen den Inhalt der Mülltonne, erklärt Oliver Stolz vom Entsorgungsverband Saar. Zwei Mal: Die erste Kamera scannt, ob Abfälle in der Bio-Tonne sind, die nicht reingehören. "Und dann wird während der Leerung mit einer zweiten Kamera nochmal gescannt, ob Fremdstoffe drin sind", sagt Oliver Stolz. Dafür rastert eine KI, eine künstliche Intelligenz, die Kamerabilder.

Ganz klar: kein Plastik in die Bio-Tonne

Denn in die Bio-Tonnen gehören eben nur organische Abfälle, die kompostierbar sind. Also Pflanzenreste, Obst- und Gemüseabfälle, auch Kaffee- und Teefilter. Ganz sicher gehört kein Plastik in die Bio-Tonne. Was in welche Mülltonne reingehört, dazu hat die Verbraucherzentrale Infos zusammengestellt.

In den saarländischen Kommunen fahren immer mehr KI-unterstütze Müllwagen. Die Gemeinde Bous ist in der Testphase.

Ist eine Bio-Tonne falsch befüllt, bleibt sie stehen. Außerdem wird ein gelber Flyer an die Tonne gehängt mit Infos, was reingehört und was eben nicht. Wenn beim nächsten Mal wieder falscher Müll drin ist, dann kommt quasi die rote Karte. "Dann gibt es einen roten Anhänger und dann wird die Tonne stehen gelassen", sagt Müllwerker Martin Palz.

Die Bio-Tonne wird dann als Restmüll geleert. Die Kosten für den Restmüll können dann steigen, falls mehr Leerungen nötig werden, als der Grundpreis beinhaltet.

"Wer seinen Müll nicht richtig trennt, der bleibt künftig einfach drauf sitzen. Oder muss mehr zahlen."
Simin Sadeghi, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Für Menschen in Mehrparteienhäusern, die sich Mülltonnen teilen, kann das falsche Einsortieren zum Ärgernis werden. Die soziale Kontrolle durch die Nachbarn soll das Problem lösen, findet der Entsorgungsverband Saar (EVS).

Denn der Müll in der Bio-Tonne muss gut sortiert sein. Seit dem 1. Mai 2025 dürfen nur noch drei Prozent Fehlstoffe im Biomüll landen. Dafür braucht es eben auch die KI. Denn Kompostierungsanlagen können aufgrund der neuen Regeln Bioabfall mit zu viel Fremdstoffen ablehnen, erklärt Marc Koch. Er hat beim EVS die KI-Müllautos mitentwickelt. Muss der Biomüll dann thermisch verbrannt werden, ist das teuer und muss von den Gebührenzahler*innen getragen werden.

"Sie wollen nicht, dass Mitarbeiter oder Müllwerker 143.000 Bio-Tonnen aufmachen und gucken, ob die richtig befüllt sind."
Marc Koch, Entsorgungsverband Saar

Deshalb kontrollieren nun KI-Müllwagen die richtige Trennung. Ansonsten müssten die Angestellten der EVS das tun. Und dass häufiger mal Bio-Tonnen stehen bleiben, scheint auch zu besserem Sortieren zu führen.

Shownotes
Mülltrennung
Wenn die KI die Biotonne kontrolliert
vom 25. Juni 2025
Moderation: 
Anke van de Weyer
Autorin: 
Simin Sadeghi