Zweimal am Tag Vorder-, Innenseiten und Kauflächen reinigen: Zähneputzen ist eigentlich nicht schwer. Viele von uns putzen die Zähne aber nicht richtig, zeigt eine Studie der Uni Gießen. Wie es besser geht, weiß Zahnarzt Stefan Fickl.

Einer Befragung von Yougov aus dem Jahr 2016 zufolge, putzt sich die Mehrheit der Deutschen zweimal pro Tag die Zähne. Nun zeigt eine Studie der Uni Gießen, dass viele von uns die Zähne aber besser putzen könnten.

Die Forschenden teilten für das Experiment rund 100 Studierende der Uni in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe sollte die Zähne wie immer putzen. Der anderen Gruppe sagten die Forschenden, "sie sollen ihre Zähne so gründlich wie sie können putzen." Das Ergebnis: Die Proband*innen aus Gruppe zwei reinigten die Zähne zwar länger, aber nicht besser.

Das bedeutet, die Leute aus Gruppe zwei haben der Auswertung zufolge nicht sauberer geputzt. Das konnte man daran erkennen, dass nach Plaque auf den Zähnen geschaut wurde. Der war bei den Leuten, die länger putzten, noch auf den Zähnen.

"Plaque ist dieser Film, der sich automatisch auf den Zähnen bildet, wenn du dir länger nicht die Zähne putzt."
Verena von Keitz, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Grundsätzlich ist der Mund voll von Bakterien. Die Bakterien bilden im Mund auf den Zähnen gerne sogenannte Biofilme. Wenn die hart werden, nennt man das Zahnstein.

Das Ziel des Zähneputzens ist es somit, diese Biofilme unter Kontrolle zu bekommen. Das gelingt nur mit regelmäßigem Reinigen, denn ganz los werden können wir Bakterien im Mund nicht.

Der Mund ist voll mit unterschiedlichen Bakterien

Im Mund gibt es ganz viele unterschiedliche Bakterien. Sie sind auch verantwortlich für Karies, weil sie unter anderem Essensreste in unserem Mund abbauen zu Säuren. Diese Säuren schädigen auf Dauer den Zahnschmelz, es kommt zu Löchern im Zahn.

Beim Zähneputzen geht es daher nicht nur darum, die Speisereste zu entfernen. Vielmehr ist es wichtig, die Bakterien regelmäßig zu entfernen.

Die Bakterien sitzen vor allem am Übergang von Zahn zu Zahnfleisch. Daher sollten wir dort gründlich putzen, sagt Zahnarzt Stefan Fickl. Patient*innen putzen in seiner Praxis oft nur die Zähne, also den weißen Bereich, und nicht den Übergang zwischen Zähnen und Zahnfleisch.

Das sei jedoch viel wichtiger, denn: "Im Bereich der Zähne reiben sich durch Speichelfluss, Essen oder die Zunge ohnehin viele der Bakterien von selbst ab", sagt Stefan Fickl.

Fluoridfilm schützt Zähne über Nacht

Am besten eignen sich zur Zahnreinigung elektrische Zahnbürsten, die mit Ultraschall arbeiten, so Stefan Fickl. Außerdem sollten wir Zahnpasta verwenden, die Fluorid enthält, weil es den Zahnschmelz härtet und so weniger angreifbar für die Säuren der Bakterien macht.

"Zahnarzt Stefan Fickl empfiehlt, unmittelbar vor dem Schlafen die Zähne zu putzen und einmal auszuspucken, aber nicht mit Wasser nachzuspülen. So haben wir nachts den Fluoridfilm auf den Zähnen."
Verena von Keitz, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Beim Schlafen produziert der Körper nur wenig Speichel. Der schützt eigentlich vor den Bakterien im Mund. Daher ist es ratsam, die Zahnpasta abends nicht mit Wasser auszuspülen. So legt sich ein Fluoridfilm aus der Pasta über die Zähne und schützt vor Bakterien.

Und für alle, die Nachtisch mögen: Zehn bis 15 Minuten nach dem Essen haben wir einen erhöhten Speichelfluss, daher sei es auch nicht schädlich, unmittelbar nach dem Essen einen süßen Nachtisch zu essen. Problematisch seien süße Snacks eher zwischendrin, so Zahnarzt Stefan Fickl.

Shownotes
Mundhygiene
Wie wir unsere Zähne besser putzen
vom 01. August 2023
Moderation: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin