Wir kennen sie aus Operationssälen und von Großbaustellen, neuerdings finden wir sie auch im Sortiment von angesagten Labels: Atemschutzmasken. In den Online-Shops steht so was wie "rebellisches Accessoire" oder "Ästhetik im Guerilla-Style". Das Stückchen Stoff kostet dann auch mal 75 Euro – da befeuert die Feinstaub-Problematik also die Modeindustrie. Hat die Atemschutzmaske als Accessoire bei uns eine Chance? Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt wollte das herausfinden.
Als Christian vor zehn Jahren zum ersten Mal nach Japan gereist ist, war er doch überrascht, wie viele Menschen dort diese Mundschutzmasken tragen. Klar sieht man auch in Deutschland mal hier und da Touristen, die so ein Ding übers Gesicht gezogen haben, das normalerweise Chirurginnen bei der Arbeit verwenden. Aber dass es in Japan so viele Menschen auf der Straße tragen, hatte er nicht erwartet.
"Ich trage die Maske, weil ich gute Manieren habe. Weil ich nicht meine Bakterien überall verbreiten will."
Und wenn man Japaner fragt, warum sie einen Mundschutz tragen, dann hat das oft nichts mit der Luftverschmutzung zu tun. Manche wollen sich und ihre Umwelt vor Keimen schützen. Andere finden es unangenehm, wenn Menschen in der U-Bahn stinken. Gute Manieren an den Tag legen und schlechten Gerüchen aus dem Weg gehen. Um in Japan das Gesicht zu wahren, wird es verdeckt. Viele tragen schlichte weiße Masken.
"Das sieht für mich extrem aus wie im OP-Saal, unangenehm. Außerdem verwirrt es mich, wenn nicht sehe, ob das Gesicht da drunter grade lacht oder fies guckt."
In Japan ist vieles “kawaii”, also auf "niedlich". Es gibt Masken mit dem kleinen gelben Vögelchen Tweety, mit Kätzchen oder auch in bunt und mit Glitzer. Solche Masken kommen jetzt langsam auch zu uns nach Europa. Und zwar in der Hightech-Version. Die Angst vor Feinstaub macht es möglich, vermutet unser Reporter Christian. Vielleicht auch nicht ganz unbegründet, denn an Luftverschmutzung sterben zehnmal mehr Menschen als bei Autounfällen, hat zum Beispiel eine Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz herausgefunden.
Der Franzose Matthieu Lecuyer hat in dieser Gemengelage die Idee für sein das Start-up "R-Pur" gefunden. Lecuyer will die Maskenkultur aus Asien jetzt nach Europa bringen. Der Grund: Vor ein paar Jahren habe er sich in Paris eine Lungenentzündung eingefangen. Vom täglichen Fahrradfahren, sagt er. Der von ihm entwickelte Mundschutz hat mehrere Schichten Stoff, außerdem sind Filter darin verbaut. Die Maske hat auch eine eigene App, die anzeigt, wie der aktuelle Zustand des Filters ist.
Feinstaub verkürzt die Lebenserwartung
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie rechnet vor, dass der Weltbevölkerung durch Luftverschmutzung pro Jahr 600.000 Lebensjahre verloren gehen. Das Max-Planck-Institut sagt: Feinstaub verkürzt die individuelle Lebenserwartung um 2,4 Jahre. Die steigende Zahl an Zulassungen für dicke SUV-Autos lässt auch keine Besserung für die Zukunft erwarten – die Geschäftsidee von Matthieu Lecuyer könnte aufgehen.
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