Jedes Jahrzehnt hat seinen Falsett-Moment und diese sehr hoch gesungenen Klassiker bleiben uns im Ohr, sagt die Musikjournalistin Estelle Caswell. Sie hat die US-Top-100-Charts der letzten 60 Jahre ausgewertet und aktuell wieder einen Trend zum Falsett-Gesang in der Popmusik ausgemacht.
Drei Beispiele der großen Popklassiker mit einzigartigen Falsett-Momenten: "Barbara Ann" von den Beach Boys aus dem Jahr 1965, "Stayin' Alive" von den Bee Gees veröffentlicht 1977 und der Song "Kiss", den Prince 1986 herausgebracht hat.
Um herauszufinden, ob ihr Gefühl stimmt, dass es wieder mehr Songs mit Falsett-Gesang gibt, hat die Musikjournalistin Estelle Caswell die US-amerikanischen Top-100-Charts der letzten 60 Jahre untersucht.
"Es gab bestimmte Phasen in der Popgeschichte, in denen sehr hoch gesungen wurde und das das herausragende Merkmal der Songs in den Charts war. "Stayin' Alive" von den Bee Gees ist da ein gutes Beispiel."
Dabei hat Estelle Caswell die Chart-Platzierungen von Falsett-Hits mit denen von Songs ohne Falsett verglichen. Die Musikjournalistin ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Lieder mit männlichem Falsett im Schnitt erfolgreicher sind. Sie klettern auf höhere Chartpositionen und halten sich dort länger.
Falsett-Gesangs und das Geheimnis seines Erfolgs
Susan Rogers ist Musikpsychologin und Professorin für Musikproduktion am Berklee College of Music. Sie hat zwei Theorien, wieso Falsett-Gesang gut bei den Hörern ankommt und in den Charts erfolgreich ist. Zum einen sieht sie es als Zeichen von Stärke, wenn ein Mann seine Kopfstimme kraftvoll einsetzen und gut kontrollieren kann.
"Es symbolisiert, dass er mehr Power hat und dem durchschnittlichen Mann überlegen ist. Das wirkt attraktiv auf uns. "
Eine zweite Theorie die Susan Rogers zum Falsett-Gesang hat: Ein Mann, der mit der Kopfstimme singe, zeige seine feminine, sanfte Seite. Das könne auf junge Mädchen sehr anziehend wirken, wie man anhand ehemals erfolgreicher Boybands wie "The Jackson Five" oder der aktuell sehr beliebten koreanischen Band BTS sehen kann, die zudem auch äußerlich sehr androgyn wirken.
Susann Rogers sagt, das sowohl ihr Aussehen als auch ihr Falsett-Gesang signalisiere: Ich habe eine feminine Seite, ich bin keine Bedrohung.
"Ein gutes Beispiel dafür ist "Stay With Me" von Sam Smith. Ein extrem emotionaler Song, und er singt immer dann im Falsett, wenn er dem Publikum seine Seele komplett entblößt."