Es ist Herbst – und damit oft nasskalt und ungemütlich. Es ist also genau die richtige Zeit, um die gute alte Wärmflasche zu feiern. Sie hilft dabei, es schön muckelig zu machen – auch dann, wenn die Heizung vielleicht immer noch nicht an ist, um Energie zu sparen.

Wärmflaschen und Wärmekissen sind offenbar gerade wieder sehr gefragt. Die Fashy GmbH im baden-württembergischen Korntal-Münchingen, einer der größten Hersteller in Europa, verzeichnet eine erhöhte Nachfrage. Einige Drogerien haben wohl sogar Nachschubprobleme. Viele Kirchengemeinden haben in Zeiten hoher Heizkosten Wärmflaschen-Gottesdienste angekündigt.

Das Wasser im Wasserkocher zu erhitzen, geht schnell und verbraucht verhältnismäßig wenig Energie. Die gefüllte Flasche selbst wärmt dagegen bei guter Isolierung sehr lange.

"Das Wasser im Wasserkocher zu erhitzen, geht schnell und verbraucht wenig Energie. Die gefüllte Flasche selbst wärmt dagegen ewig."
Ilka Knigge, Deutschlandfunk Nova

Ursprung der Idee war es, in kalten Zeiten zumindest das Bett warmzuhalten – mit Gegenständen und Materialien, die Wärme speichern. Im Mittelalter haben Mönche bei den Gottesdiensten warme Steine benutzt. Wohlhabende Leute konnten sich auch Wärmekugeln oder Wärmeäpfel aus Eisen, Silber oder sogar Gold leisten. Gefüllt wurden sie mit glimmender Holzkohle, Kerzen oder erwärmtem Ton.

Im 16. Jahrhundert hat man dann Zinn benutzt, im 18. Jahrhundert vermehrt Kupfer. Das erste Patent auf einen Bettwärmer erhielt der in Paris lebende Kupferschmied Schulders am 11. November 1808.

Von Stein und Metall zu Gummi oder PVC

Später ist man dann darauf gekommen, dass auch Gummi gut die Wärme isoliert – und sich zudem besser dem Körper anpasst als Steine oder Metall. Ab 1920 gab es die ersten Wärmflaschen aus Gummi.

Die als Reifenhersteller bekannte Firma Continental aus Hannover begann mit der Produktion der klassisch rost-roten Wärmflasche mit Waffelmuster. Das Muster ist keine reine Zierde, sondern Absicht: Es können Weichmacher im Material sein und die sollen nicht direkt auf die Haut gelangen. Anfang 1997 wurde die Produktion eingestellt – wegen der Konkurrenz aus Fernost.

Bis heute sind viele Wärmflaschen aus isolierendem PVC. PVC riecht nicht und schmiegt sich gut dem Körper an. Gummiflaschen werden oft aus natürlichen Materialen wie Kautschuk gemacht, dafür halten sie aber in der Regel nicht so lang wie Flaschen aus PVC.

Achtung, nicht zu heiß befüllen

Beim Befüllen wird eine Wassertemperatur von 50 bis 60 Grad empfohlen, ihr solltet das Wasser also nicht direkt aus dem Wasserkocher einfüllen, sondern erst noch etwas warten. Wärmflaschen können nämlich platzen und Verbrennungen verursachen, das kann äußerst gefährlich werden.

  • Vorsicht besonders bei porösen Stellen. In diesem Fall besser entsorgen und eine neue Wärmflasche kaufen.
  • Die Flaschen leben zudem länger und sind sicherer, wenn man sie nicht rappelvoll macht, sondern nur maximal zu zwei Dritteln und danach die Luft rausdrückt.
  • Außerdem sollte man sie natürlich nach jedem Gebrauch ausleeren und geöffnet trocknen lassen.
  • Und noch ein Profi-Tipp: Wenn ihr zuerst ein bisschen Salz reinfüllt und dann erst das Wasser nachgießt und das Ganze schüttelt, bleibt die Flasche länger warm.

Mit all diesen "Regeln" kann die Wärmflasche dann auch mit ins Bett. Allerdings sagen Hautärzt*innen: Wenn ihr zu lange auf der Wärmflasche liegt, kann es zu Reizungen kommen. Meistens sind das dann rote Flecken auf der Haut – die gehen zwar wieder weg, können aber brennen oder jucken.

Am besten ist eine mit Stoff umfasste Flasche. Und eine Position, zum Beispiel an den Füßen, in der man sich nicht aus Versehen im Schlaf auf die Flasche rollt.

Konkurrenz hat die Wärmeflasche übrigens von elektrischen Wärmekissen und -decken bekommen. Außerdem von traditionellen Kirschkern- oder Getreidekissen, die sich in der Mikrowelle erwärmen lassen. Welche Variante für euch die beste ist, um sich aufzuwärmen, entscheidet ihr am besten selbst.

Shownotes
Energiesparen
Must-Have des Winters: Die Wärmflasche
vom 10. Oktober 2022
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Ilka Knigge, Deutschlandfunk Nova