Hinter einer dicken Tresortür und von Stickstoff umgeben lagern ihre Schätze. Juliane Gross untersucht bei der Nasa Mondgestein. Manchmal darf sie ganz besondere Proben öffnen.
Von Staub über Bröckchen bis hin zu ananasgroßen Brocken: Mit diesen unterschiedlichen Probengrößen hat die Geologin Juliane Gross bei ihrer Arbeit zu tun. Für die Nasa untersucht sie im texanischen Houston Mondgestein, das Astronauten vor rund 50 Jahren zur Erde gebracht haben. Das größte Stück ist rund zwölf Kilogramm schwer und hat einen eigenen Namen: Big Muley.
Die Gesteine erzählen der Wissenschaftlerin die Geschichte des Mondes und indirekt auch die der Erde: "Die Minerale sind im Prinzip die Wörter, aus denen diese Geschichten zusammengesetzt sind", sagt Juliane Gross.
Geschütztes Gestein
Etwa 75 Prozent dieses Materials lagern in Houston, 15 Prozent an einem zweiten gesicherten Standort und rund fünf Prozent ist auf Forschende in der ganzen Welt verteilt.
Die Proben setzen sich aus den Gesteinstypen Basalt, Anorthosit und Breccie zusammen. Die letzte Art, auf Englisch Breccia, ist selbst aus verschiedenen Gesteinstrümmern zusammengesetzt.
"Breccia sind Gesteine, die aus Gesteinsbruchstücken zusammengesetzt sind, zusammengeschweißt durch große Impact-Events."
Das Gestein muss vor den irdischen Bedingungen geschützt werden, damit es möglichst nicht verunreinigt wird: "Wir wollen die Gesteine halt vor uns und der Erde im Prinzip schützen." Deswegen ist das Labor, in dem die Geologin arbeitet, ein Reinraumlabor.
Heißt: Die Luft wird gefiltert und besondere Schutzmaßnahmen sind in Kraft, um eine Verunreinigung der Laborluft und damit der Proben zu verhindern. Die kostbaren Gesteinsproben selbst liegen in Regalen in Handschuhkästen, sie dürfen nur mit Handschuhen berührt werden.
"Man kann sich das wie in einem Film vorstellen: mit einer riesigen, dicken Tresortür mit Kombinationsschlössern und diesem Rad, an dem man dann drehen muss."
Nachdem das Mondgestein auf die Erde gebracht worden war, hatte die amerikanische Weltraumbehörde Nasa beschlossen, einen Teil der Proben erst mit großem zeitlichem Abstand zu untersuchen, damit sie für die nächste Generation der Mondforscherinnen und Mondforscher möglichst rein bleiben – "pristine" (Englisch für "unberührt") nennt Juliane Gross diesen Zustand.
Steine warten auf die Zukunft
Das Projekt heißt Apollo Next Generation Sample Analysis (ANGSA). Forschende aus der Generation von Juliane Gross aber auch solche, die bereits zur Apollo-Zeit aktiv waren, waren dabei, als diese Proben neulich zum ersten Mal geöffnet wurden. Ein aufregender Moment!
Und manche Behälter von damals bleiben weiterhin verschlossen. Diese Proben warten auf die nächste Generation und damit auch auf neue Untersuchungsmethoden.
Unser Bild zeigt Andria Mosie, Charis Krysher und Juliane Gross (von links) bei ihrer Arbeit. Aufgenommen im November 2019 im Lyndon B. Johnson Space Center während einer Untersuchung im Rahmen der Apollo Next Generation Sample Analysis.