Sanddorn gilt als Vitamin-C-Bombe, reif sind die Früchte im Herbst. Doch die Pflanze ist bedroht: In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein - selbst in China sterben Sanddornpflanzen auf mysteriöse Weise. Forschende haben bislang keine Erklärung dafür.
Eigentlich muss man sich fragen, warum es Sanddorn noch nicht geschafft hat, in die Riege der Superfruits aufgenommen zu werden. Vielleicht kommt das ja noch, denn die Sanddorn-Beeren enthalten viel mehr Vitamin C als Zitronen, sie stärken das Immunsystem und sollen gegen Entzündungen und bei Sonnenbrand helfen.
Aus Sanddorn wird Tee und Saft gemacht, er wird Cremes und Salben zugesetzt. Sanddorn ist also sehr nützlich - aber den Sanddorn-Pflanzen geht es nicht gut.
Landwirte beklagen große Ernteausfälle
Keiner weiß, warum die Sanddorn-Sträucher absterben und kaum noch Früchte tragen (wie oben im Bild). Landwirte wie Benedikt Schneebecke sind verzweifelt. Der 39-Jährige hat vor acht Jahren den Betrieb seines Vaters in Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Er betreibt 600 Hektar Land, wovon er auf 60 Hektar Sanddorn anbaut. Doch ein großer Teil seiner Ernte wird dieses Jahr ausfallen. Er rechnet mit circa 70.000 Euro Verlust.
"Das Sanddornsterben ist ein Problem in Mecklenburg-Vorpommern. Wir beobachten es seit Jahren. Es sterben viele Sträucher ab, und wir wissen nicht, woran es liegt."
Benedikt Schneebecke hat auf seinen Feldern einen Befallsherd ausgemacht, von wo aus sich die abgestorbenen Sträucher fingerförmig ausbreiten, sagt er. Der Landwirt steht ratlos vor seinen Pflanzen. Er sagt, er könne es sich gar nicht jeden Tag ansehen – er könne ja doch nichts tun.
"Ich habe keine Lust mehr durch die befallenen Kulturen zu fahren. Wir können nichts machen. Wenn die Pflanzen abgestorben sind, können wir sie nur noch rausreißen."
Seit etwa vier Jahren beobachten Landwirte und Wissenschaftler, dass es dem Sanddorn nicht gut geht. Sowohl die Pflanzen auf den Plantagen als auch die Wildsorten an der Küste leiden. Auch in Brandenburg, Schleswig-Holstein, selbst in China tauchen kranke Pflanzen auf.
Pilz verstopft Sanddorn-Gefäße – kann aber nicht für das Sterben verantwortlich sein
In Mecklenburg-Vorpommern kümmert sich Joachim Vietinghoff um das Sanddornsterben. Vietinghoff ist Direktor des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei und untersucht die kranken Pflanzen im Labor. Er ist genauso ratlos wie Landwirt Benedikt Schneebecke.
"Wir beschäftigen uns eigentlich jeden Tag mit Schadorganismen an den unterschiedlichsten Kulturpflanzen. Und mir ist das in meinem Berufsleben noch nie passiert, dass wir einen Erreger haben, der völlig unbekannt ist."
Joachim Vietinghoff berichtet, er habe auf dem kranken Sanddorn einen Pilz gefunden, der die Gefäße des Sanddorns hinaufwandere und verstopfe, sodass die Pflanze keine Nährstoffe und kein Wasser mehr aufnehmen könne. Die Sträucher verdorren also. Aber Vietinghoff sagt auch, dieser Pilz könne eigentlich nicht der Grund für das Absterben sein.
"Das sind in der Regel alles Schwächeparasiten, die sich auf geschwächte Pflanzen aufsatteln. Aber dass das jetzt die Ursache für das Sanddornsterben ist, das können wir uns nicht vorstellen."
Landwirte hoffen auf Hilfe von der Politik
Landwirt Benedikt Schneebecke wünscht sich mehr Unterstützung von der Politik. In einem Brief an das Ministerium für Landwirtschaft hat er beschrieben, dass durch die mysteriösen Ernteausfälle seine Existenz bedrohts sei. Die Antwort des Ministeriums, dass eine finanzielle Unterstützung geprüft werde, ist für ihn unbefriedigend.
"Ich habe beschrieben, dass unsere Existenz bedroht ist und eine Kulturpflanze in Mecklenburg-Vorpommern vor dem Aussterben ist."
Inzwischen liegen die Sanddorn-Blätter beim Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Auch hier hat Benedikt Schneebecke um Hilfe gebeten. Auf ein schnelles Ergebnis kann er dennoch nicht hoffen. Vom Institut heißt es, der Sanddorn werde jetzt vor allem auf weitere Viren und Pilze untersucht. Im Anschluss wird das Sterben des Sanddorns mit dem Sterben von Weinreben verglichen, das schon länger bekannt sei. Bis die Ursache gefunden ist, so heißt es von dort, könne es Jahre dauern.