Wer sich gegen Cyberkriminalität absichern möchte, kann spezielle Versicherungen abschließen. Für Privatleute sind sie allerdings ziemlich überflüssig, sagt unser Reporter.

Hackerinnen und Hacker haben das Homeoffice für sich entdeckt: Die Cyberkriminalität hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Allein im Juli gab es 100.000 Hackerangriffe auf kleine und mittelständische Unternehmen und auf Privatpersonen, berichtet tagesschau.de.

Versicherer haben sich auf diese wachsende Cyberkriminalität eingestellt: Sie bieten Versicherungen fürs Digitale an, die auch gut angenommen werden: Die Versicherungskammer Bayern hat etwa eine Verdoppelung von privaten Cyberversicherungen festgestellt.

"Es gibt mittlerweile wirklich von fast jeder Versicherung eine Cyberversicherung."
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova

Fast jede Versicherung bietet inzwischen ein Produkt in dieser Sparte an. Was ihr euch dabei absichern lassen könnt, ist sehr unterschiedlich, erklärt unser Netz-Reporter Michael Gessat. Und natürlich variieren dabei auch die Konditionen und die Preise.

    Eine kleine Auswahl möglicher Versicherungen:

    • Dattenrettung (wenn euer PC durch Verschlüsselungs-Malware lahmgelegt wird)
    • Vermögensschäden (wenn jemand auf eure Rechnung online shoppen geht)
    • Cybermobbing (wenn ihr psychologische und juristische Erstberatung braucht)
    • Löschung (wenn ihr bei Identitätsdiebstahl, Mobbing oder Rufschädigung etwas aus dem Netz entfernen wollt)

    Die Jahresbeiträge für solche Versicherungen dafür liegen bei 40 bis 250 Euro. Manche Provider bieten euch auch Cyberversicherungspakete für nur 5 Euro an.

    Braucht man spezielle Cyberversicherungen wirklich? Unser Reporter Michael Gessat ist skeptisch, für alle oben genannten Probleme gebe es andere Lösungen.

    Überflüssige Cyberversicherungen

    "Wenn jemand anders zum Beispiel auf meine Rechnung einkauft, durch Kreditkartenklau oder sonst was, wofür ich nicht verantwortlich bin, dann kann ich das eh stornieren lassen", sagt Michael Gessat.

    Wenn irgendjemand private Sexting-Fotos hochgeladen hat und das Opfer dadurch traumatisiert sein sollte, dann helfe eine "psychologische Erstberatung" auch nicht wirklich weiter.

    Und schließlich: Wenn ihr Mobbing-Täterinnen oder -Täter verklagt, dann würdet ihr bei erwiesener Rechtslage eh gewinnen und hättet keine Kosten, sagt Michael Gessat. "Oder wenn ihr da Angst habt, wäre vielleicht eine allgemeine Rechtsschutzversicherung sinnvoller, die dann auch andere Streitigkeiten absichert."

    "Wenn irgendjemand jemals irgendwelche problematischen Inhalte von oder über euch ins Netz hochgeladen hat, können die immer wieder hochgeladen werden; weitgehend anonym."
    Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova

    Eine Versicherung fürs Löschen problematischer Inhalte hält Michael Gessat auch für überflüssig. Große, offizielle Plattformen wie Google oder YouTube oder Twitter entfernen – wenn es Nachweise gibt – problematische Inhalte.

    "Dafür brauche ich aber auch weder einen Anwalt noch einen Dienstleister", sagt unser Reporter. "Und irgendwelche Hinterhof-Provider in Russland oder China interessieren sich einen feuchten Schmutz für diesbezügliche Anfragen."

    "Mein Fazit für den Privatbereich: Tarifbezeichnungen wie 'Sorglos Online' sind echt Bullshit."
    Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova

    Für Unternehmen sehen Cyberversicherungen anders aus. Da gelten zwar auch bestimmte Einschränkungen, wann so eine Versicherung überhaupt eintritt, aber sie seien sinnvoller, sagt Michael Gessat. Für Privatpersonen eher nicht.

    Die einzigen wirklich wichtigen Raschläge:

    • Virenschutz und Firewalls aktivieren
    • mit den eigenen Daten vorsichtig umgehen
    • sichere Backups anlegen

    Das sind auch die Tipps von Verbraucherzentralen und der Stiftung Warentest.

    Shownotes
    Netzkriminalität
    Ihr braucht keine Cyberversicherung
    vom 20. Oktober 2020
    Moderator: 
    Till Haase
    Gesprächspartner: 
    Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova