Ein neuer Stoff könnte Obst- und Gemüseverpackungen ersetzen. Wir haben uns die Idee von Edipeel angeguckt - ganz realistisch.
Es klingt ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Ein Start-up aus Kalifornien hat einen Stoff entwickelt, der Obst und Gemüse länger haltbar machen soll. Das Ziel: Die Kühlkette für Früchte und Gemüse ganz abschaffen. Edipeel heißt der Stoff. Er ist in den USA, in Teilen von Südamerika, in China und Japan bereits zugelassen. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Teresa Nehm hat sich Edipeel genauer angeschaut.
Laut Hersteller besteht Edipeel aus Pflanzenabfällen: Obststiele, Kerne oder auch Schalen. Daraus wird durch einen chemischen Prozess ein Pulver erstellt, das die Bauern mit Wasser anmischen und auf die Früchte sprühen. Diese Schicht verhindert, dass Wasser verdunsten kann – also bleibt die Frucht länger saftig und frisch.
Edipeel: Ein Stoff, viele Versprechen
Die Schicht verhindert auch, dass die Frucht mit Sauerstoff in Kontakt kommt, also der Oxidationsprozess gar nicht einsetzt. Der Hersteller verspricht, dass die Frucht doppelt so lange hält, sie besser aussieht und die Erzeuger weniger Energie aufwenden müssen, weil sie die Kühlkette nicht mehr brauchen – das ist zumindest angestrebt, hat Teresa herausgefunden.
Links unbehandelte Avocados und rechts mit Edipeel behandelte: Das Video zeigt im Zeitraffer, wie unterschiedlich die Avocados altern.
Bei uns gibt es Edipeel noch nicht. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft den Stoff noch. Die verwendeten Materialien werden untersucht und ob die Schicht unbedenklich für die Konsumenten ist. Der Hersteller wirbt damit, dass die Schicht essbar sei.
Edipeel könnte eine Alternative zu Plastik sein. Winfried Batzke ist Geschäftsführer des Deutschen Verpackungsinstituts. Er hat Teresa gesagt, dass die Haltbarkeit der häufigste Grund dafür sei, warum Früchte und Gemüse in Plastik verpackt werden.
"Wir brauchen verschiedenste Verpackungen, zum Beispiel Kunststoff, die dann bei einer Gurke, die hier produziert worden ist, die Haltbarkeit von drei auf zehn Tage verlängert."
Und Edipeel soll es schaffen, dass das Obst doppelt so lange hält. Plastik wird aber auch wegen der Kennzeichnung verwendet – wenn es nicht mit Aufklebern geht - und da kann Edipeel dann doch nicht weiterhelfen. Im Supermarkt muss Bioware von konventioneller Ware unterscheidbar sein.
Hygiene und Aussehen sind auch Gründe für Plastik. Manche Kunden kaufen loses Obst nicht, weil es schon 20 andere Menschen in der Hand gehabt haben könnten. Außerdem wollen viele Käufer bestimmte vorabgepackte Mengen kaufen – das ist bequemer und geht schneller als das Abwiegen.
"Kunden möchten 500 Gramm Erdbeeren kaufen oder ein Kilo Äpfel – und deswegen packt man die in diese Beutelgrößen."
Ihrer Meinung nach ist Edipeel nicht der Stoff, der Plastik in der Obst- und Gemüseabteilung ersetzen wird. Beim Thema Lebensmittelverschwendung setzt Joyce Möwius darauf, dass die Kunden ihr Verhalten ändern.
"Grundsätzlich ist das Verhalten der Händler, der Erzeuger und der Kunden eine entscheidende Sache. Die einzelne technische Alleinlösung scheint mir nicht auszureichen, um Lebensmittelverschwendung auszuschließen."
Edipeel ist vielleicht nicht das Wundermittel gegen unsere Lebensmittelverschwendung. Es könnte aber immerhin Kunststoff Konkurrenz machen, wenn es genauso günstig ist, meint Teresa.
Dafür muss der Stoff erst den EU-Test bestehen, dann die Zulassung bekommen und dann noch von den Produzenten als Verpackungsersatz verwendet werden.
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