Ein neuer Tarifvertrag bietet unter anderem Stahlgießern, Elektrikern und Metallbauern 2019 die Möglichkeit, mehr Freizeit für weniger Lohn zu bekommen. Eine Rückkehr zum Vollzeitjob soll auch einfacher werden. Katja Scherer von der Dlf-Wirtschaftsredaktion weiß, ob dieses Angebot bei den Angestellten auf Nachfrage trifft.
Der neue Tarifvertrag der Metall- und Elektrobranche bietet Tarifbeschäftigten die Chance, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Dafür gibt es zwei Modelle: Zum einen können Angestellte ihre Arbeitszeit von 35 Stunden pro Woche zwei Jahre lang auf 28 Wochenstunden reduzieren – dafür bekommen sie weniger Geld.
Danach können die Angestellten wieder in Vollzeit arbeiten. Der Tarifvertrag umfasst noch eine weitere Option für Menschen im Schichtdienst mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen: Die können sich dafür entscheiden, zwar weiterhin 35 Stunden die Woche zu arbeiten, aber statt eines Zusatzgeldes acht Tage mehr Urlaub im Jahr nehmen.
"Es geht darum: Wie kann ich Arbeitszeit auf Tage verteilen. Es geht aber auch mehr und mehr in die Richtung von längerfristiger Flexibilität, also vorübergehend mal kürzerzutreten, dann aber auch wieder mehr ranzuklotzen."
Natürlich kann diese Neuerung im Tarifvertrag einen großen organisatorischen Aufwand für die Arbeitgeber bedeuten, wenn viele davon Gebrauch machen. Die Gewerkschaft IG Metall hat bisher von etwa der Hälfte der Unternehmen in der Branche Daten vorliegen und da zeigt sich: Von den insgesamt knapp zwei Millionen Mitarbeitern, für die der Tarifvertrag gilt, entscheiden sich rund 200 000 Leute dafür, mehr Freizeit in Anspruch zu nehmen – das ist etwa jeder zehnte Angestellte.
Rund 8000 Mitarbeiter wollen Wochenstunden reduzieren
Bei einem großen Teil dieser Mitarbeiter handelt es sich um Schichtarbeiter oder Mitarbeiter mit Kindern, die sich für mehr Urlaub statt Zusatzgeld entschieden haben. Nur 8000 Mitarbeiter wünschen sich, ihre Arbeitszeit pauschal auf 28 Wochenstunden zu verringern – das ist etwa ein halbes Prozent aller Tarifbeschäftigten der Metall- und Elektrobranche.
"Die Betriebe haben jetzt natürlich viel zu tun: Das betrifft die Besprechung mit dem Betriebsrat, das betrifft die technische Lösung."
Die Mitarbeiter in der Branche haben bis Ende Oktober ihre Wünsche eingereicht, also wie sie künftig arbeiten wollen. In den Betrieben laufen inzwischen die Absprachen, wie dies umgesetzt werden kann.
Schwierig wird es vor allem bei Betrieben, in denen zum Beispiel sehr viele Schichtarbeiter auf einmal mehr Urlaub haben wollen. Insbesondere für ältere Mitarbeiter ist es eine attraktive Option weniger zu arbeiten, sagt Katja Scherer aus der Dlf-Wirtschaftsredaktion. Bei jüngeren Mitarbeitern habe sich an der Dauer der Gesamtarbeitszeit in den letzten Jahren hingegen kaum etwas verändert.
"Das allgemeine Bild, das heute vermittelt wird, ist, dass die jungen Generationen heute deutlich weniger arbeiten wollen. Das ist nicht der Fall. Wenn man sich die Arbeitszeitwünsche anschaut, dann sind die im Grunde wirklich seit langer Zeit unverändert."
Durch die Möglichkeit und das Recht auf Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung soll es beispielsweise für Eltern einfacher werden, nach einer Babypause wieder voll in den Job einzusteigen. Das könnte dafür sorgen, dass durch diese neue Regelung mittelfristig sogar mehr gearbeitet wird.
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