Der diesjährige Schachweltmeister und sein Herausforderer sind beide Mitte 20. Wir haben uns gefragt, in welchem Alter unser Gehirn seine Höchstleistung erreicht, und es uns von einem Neurologen erklären lassen.

Dass ein älteres Gehirn weniger leistungsfähig ist, ist neurophysiologisch gesehen falsch, sagt Neurologe Magnus Heier. Die Speicherkapazität unserer Gehirne ist unbegrenzt. Das Gehirn ist nie voll: Wir lernen immer mehr und können auch immer mehr abrufen.

"Ich bin selbst überrascht, dass der Schachweltmeister und sein Herausforder so jung sind. Weil wir in vielen anderen Bereichen, die mit geistigen Leistungen zu tun haben, vom höheren Alter profitieren."

Der Vorteil eines älteren gegenüber einem jüngeren Hirn: Wir gewinnen an Wissen, Erfahrung und Routine hinzugewinnen - das macht uns leistungsfähiger, sagt der Neurologe Magnus Heier. Er vermutet, dass der amtierende Schachweltmeister Magnus Carlsen (25) und sein Herausforderer Sergei Karjakin (26) so jung sind, weil sie in ihrem Alter besser mit dem Stress in der Wettkampfsituation umgehen können.

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Schach spielen, Namen merken, Sudoku zocken - wenn man diese Dinge in der Jugend trainiert, besteht die Chance, dass man im Alter brillant darin ist. Aber das gilt für diesen speziellen Bereich. Das heißt, die Zeit, die wir zum Üben investieren, bringt nicht unbedingt etwas für andere Denkprozesse.

"Frührente und soziale Isolation ist das Schlimmste, was wir dem Gehirn antun können. Alter ist unabhängig davon kein Problem."

Was allerdings helfen kann, sind Pausen zwischendurch oder kleine Nickerchen. So macht es anscheinend der diesjährige Schachweltmeister. Aber es nicht so, dass das Gehirn "eine Pause macht", während wir schlafen, oder "sich entspannt", sagt der Neurologe Magnus Heier.

Es arbeitet auf Hochtouren weiter an der Aufgabe, die ihm im Wachzustand gestellt wurde. Der Neuro-Wissenschaftler fasst es so zusammen: "Das Unterbewusstsein ist ein hervorragender Denkapparat, der manchmal durch das Bewusstsein blockiert wird. Wenn wir schlafen, ist das Bewusstsein abgeschaltet, sodass das Unterbewusstsein noch besser arbeiten kann."

Shownotes
Neurologie
"Unser Gehirn altert, wenn wir es nicht mehr fordern"
vom 18. November 2016
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Magnus Heier, Neurologe