Musik ist Geschmacksache. Aber wir lassen uns auch leicht beeinflussen. Um herauszufinden, wann wir Musik gut finden, haben Forschende eine bestimmte Hirnregion stimuliert.

Ob wir Musik gut oder schlecht finden, hat keinen Nutzen. Trotzdem stellt das Gehirn Nervenschaltkreise zur Verfügung, um Musik gut oder schlecht zu finden, sagt Neurowissenschaftler Henning Beck.

Forschende aus Montreal haben mit einer Studie untersucht, ob Musik uns abhängig davon gefällt, welche Gehirnregion gerade aktiv ist. "Sie haben ein sehr schönes Experiment gemacht, sie haben den Teilenehmenden schöne Musik vorgespielt," sagt Henning Beck. Vielmehr Musik, die die Forschenden als "schön" eingeordnet haben. Ob auch die Teilnehmenden die Musik als "schön" empfinden, sollte das Experiment zeigen.

Belohungsareal im Hirn entscheidet über Musikgeschmack

Gemessen haben sie dieses Empfinden mit einem Hirnscanner, in dem die Probanden gelegen und Musik gehört haben. Gleichzeitig haben die Forschenden mit Magnetfeldern ganz bestimmte Hirnregionen aktiviert und je nachdem, welche aktiv war, hat ihnen die eine oder die andere Musik besser gefallen.

"Mir würde wahrscheinlich Taylor Swift besser gefallen, wenn eine bestimmte Hirnregion bei mir stimuliert würde."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Die Forschenden haben im Experiment den Beischlafkern oder Nucleus accumbens der Probanden stimuliert. Er ist daran beteiligt, wenn positive Belohnungsempfindungen ausgelöst werden. Wenn diese Region aktiviert ist, gefällt uns Musik besser. Daraus lässt sich auch schließen, wenn uns Musik gefällt, dann ist diese Region aktiv.

"Der Beischlafkern ist das Rundumschlagsbelohnungsareal im Gehirn, egal was wir gut finden."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Dieser Beischlafkern ist immer aktiv, egal ob wir Schokolade essen, ein gutes Buch lesen oder eben schöne Musik hören, sagt Henning Beck. Die Region ist mit den Musikarealen im Gehirn besonders gut vernetzt und springt an, wenn wir tolle Musik hören. Wer also bisschen vom Schokoladefuttern runterkommen will, kann sich stattdessen mit seiner Lieblingsmusik belohnen.

Komponisten nutzen Gute-Laune-Muster

Es gibt Musiker und Musikerinnen, die versuchen, genau solche Art von Musik zu komponieren, die die Menschen in gute Laune versetzt, um damit auch mehr Erfolg zu haben. "Das hat auch Wolfgang Amadeus Mozart schon gemacht", sagt Henning Beck. Aber der Neurowissenschaftler fügt hinzu: Auch Stücke in Moll und nicht nur in Dur werden als schön empfunden.

Shownotes
Neurowissenschaften
Belohnungsareal im Hirn entscheidet, ob uns Musik gefällt
vom 03. April 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler