Der Brexit ist für den 29. März geplant. Bislang gibt es keinen Vertrag, wodurch dem Königreich schwere Folgen drohen. Zum Beispiel könnten Medikamente knapp werden. Wie das Land den Ernstfall an seinen Grenzen übt, weiß Friedbert Meurer, Deutschlandfunk-Korrespondent in Großbritannien.

Am 15. Januar soll das Unterhaus über den Vertrag zum Brexit entscheiden. Derzeit ist keine Mehrheit in Sicht. Doch ohne Vertrag droht ein harter Ausstieg aus der Europäischen Union mit vielen ungeklärten Fragen. Auch entlang der Grenzen.

Harter Brexit: Wie sollen die Grenzkontrollen verlaufen?

Dazu gehört zum Beispiel die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland. Dort wird es dann wieder Grenzposten mit Zollkontrollen geben müssen. "Diese Kontrollen könnten von jungen Leuten angegriffen werden", sagt Friedbert Meurer, Deutschlandfunk-Korrespondent in Großbritannien. Für diesen Fall wurden 1.000 Beamte bereitgestellt, wenn auch noch nicht angefordert. An der Grenze wird schon jetzt protestiert, wie auch das Bild dies Artikels zeigt. Darauf demonstrieren friedliche Brexit-Gegner an einem Grenzposten.

Auch die Hafenstadt Dover würde nach einem harten Brexit zum Problem. Denn zwischen Dover und dem französischen Calais existiert eine wichtige Fährverbindung. Jeden Tag werden hier massenweise Lkw abgefertigt.

"Dover ist ein neuralgischer Punkt."
Friedbert Meurer, Dlf-Korrespondent in Großbritannien

Zollkontrollen würden bedeuten, dass die Abfertigung eines Lkw 70 Sekunden länger dauert als bisher. Auf der britischen Seite würde das zu einem Rückstau von etwa 50 Kilometern führen - und zwar allein durch die Lkw. "Es könnte einen Rückstau bis London geben", sagt Friedbert Meurer. Deshalb wurde mit 89 Lkw ein Stau auf der Autobahn getestet. Die Behörden sehen für den Stau-Fall einen stillgelegten Flughafen als Parkplatz vor.

Ohne Vertrag drohen massive Probleme

Die Regierung spricht bei dem Lkw-Test von einer Vorsichtsmaßnahme. Man setze darauf, dass es einen Brexit mit Vertrag gibt. Doch diesem Vertrag muss eben das Unterhaus zustimmen. Deshalb glaubt Friedbert Meurer, dass dieser Test vor allem ein Bluff sei. Die Übung sei halbherzig. Denn in Dover würden täglich viel mehr als nur 89 Lkw abgefertigt - nämlich 10.000.

"Ich glaube, es ist ​ein Bluff. Ein Bluff in Richtung der Brexitiers."
Friedbert Meurer, Dlf-Korrespondent in Großbritannien

Mit dem Test wolle die Regierung Stärke beweisen und zeigen, dass man den Brexit durchziehe - auch ohne Vertrag, so Friedbert Meurer. Dieses Zeichen gehe vor allem in Richtung der Brexitiers, also der Befürworter des Brexits.

Der Ausstieg aus der EU könnte auch die Versorgung der Briten mit Medikamenten gefährden. Der britische Gesundheitsminister soll hinter verschlossenen Türen gesagt haben, dass er nicht garantiere könne, dass es keine Toten gebe. Die Regierung hortet Medikamente und fordert Unternehmen auf, Arzneien auf Vorrat zu halten, so Friedbert Meurer. Zu den Medikamenten, die knapp werden könnten, zählt zum Beispiel Insulin für Diabetiker eine Rolle. Auch Theresa May ist Diabetikerin.

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Shownotes
Grenzverkehr
Üben für den harten Brexit
vom 09. Januar 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Friedbert Meurer, Deutschlandfunk-Korrespondent in Großbritannien