Es gibt Gebiete im Meer, die dermaßen sauerstoffarm sind, dass dort außer Bakterien nichts mehr lebt. Sie werden Todeszonen genannt und haben in den letzten 50 Jahren stark zugenommen.

Was passiert, wenn im Meer der Sauerstoff verschwindet, konnte man im vergangenen Herbst an den Ostseestränden beobachten. Dort blieb den Fischen förmlich die Luft weg. Die Strände waren übersät mit Fischen, die entweder noch nach Luft schnappten oder schon tot waren.

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Die Ostsee hat es besonders schwer, denn sie ist fast rundherum von Land eingeschlossen und hat nur einen kleinen Zugang zur Nordsee. Dadurch kommt es zu wenig Wasseraustausch. Und deshalb gab es im tiefen Becken in der Ostsee schon immer sauerstofffreie Zonen. Wenn der Wind ungünstig weht, wie im vergangenen Herbst, dann werden die sauerstofffreien Schichten aus der Tiefe hoch an die Küste gedrückt. Wenn ein Fisch in eine solche Strömung ohne Sauerstoff gerät, dann erstickt er einfach.

Sauerstoffgehalt in den Meeren nimmt weltweit ab

Das Dramatische ist aber jetzt, dass sich die Todeszonen nicht nur in der Ostsee ausdehnen. Andreas Oschlies vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung beobachtet mit seinen Kollegen seit Langem, dass der Sauerstoffgehalt in den Meeren stark abnimmt. Weltweit ging er in den letzten 50 Jahren um zwei Prozent zurück - das entspricht einer Fläche, die etwa so groß ist wie Europa.

"Das klingt nicht so wahnsinnig viel. Aber gut, wenn wir das jetzt in die Zukunft extrapolieren, dann würden wir in eine Katastrophe reinlaufen. Wenn der Sauerstoff erst mal weg ist, dann sind die Tiere auch weg."
Andreas Oschlies, Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung

Eine Ursache für die Abnahme des Sauerstoffs ist die Eutrophierung, die Überdüngung der Meere. Es gelangen zu viele Nährstoffe, wie Phosphate und Nitrate, über die Flüsse in die Meere. Düngen die Landwirte ihre Felder, wird der Boden mit Nährstoffen angereichert. Nehmen die Pflanzen die Nährstoffe nicht auf, spülen Regen und Erosion die Nährstoffe in die Flüsse. Dort und im weiteren Verlauf in den Meeren düngen sie Algen, die sich rasant vermehren. Sterben die Algen ab, sinken sie zu Boden und werden dort von Bakterien zersetzt, die dabei sehr viel Sauerstoff verbrauchen.

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Die Eutrophierung ist vor allem in Küstennähe, dort wo die Flüsse ins Meer gelangen, ein Problem. Weltweit ist aber die Klimaerwärmung die drängendste Ursache für den Sauerstoffmangel.

"Wärmeres Wasser kann weniger Gase, also weniger Sauerstoff halten. Das kennen wir von der Champagnerflasche, die stellen wir in den Kühlschrank, damit der Bitzel länger drin ist."
Andreas Oschlies, Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung

Welche Ursachen außerdem zu einer Sauerstoffabnahme führen, wird noch erforscht. Der Geochemiker Björn Fiedler untersucht beispielsweise vor Westafrika eine Todeszone. Andere Todeszonen befinden sich vor Peru und im Indischen Ozean. 

Der Tod kommt aus der Tiefe

Forschungsschiffe fahren zu Messungen hinaus und setzen Tauchroboter ab, die aus den Todeszonen Proben entnehmen. Bei den Untersuchungen haben die Wissenschaftler nicht nur festgestellt, dass die Todeszonen größer werden, sondern dass sie auch immer weiter aus der Tiefe nach oben wandern.

"Wir sehen in unseren Messungen, dass diese Zone sich ausdehnt - auch vertikal. Das heißt der Bereich niedrigen Sauerstoffs kommt immer weiter Richtung Oberfläche. Und das hat zur Folge, dass das Habitat für die Fische immer kleiner wird."
Björn Fiedler, Geochemiker

Welche Auswirkungen die Erwärmung der Meere und die größer werdenden Todeszonen haben, ist noch nicht erforscht. Klar ist aber, dass viel strengere Maßnahmen ergriffen werden müssen: weniger düngen und die Erwärmung stoppen.

"An saures oder wärmeres Wasser könnten sich viele Lebewesen noch anpassen, beim Sauerstoff aber gibt es kaum Spielraum. Den brauchen einfach alle höheren Lebewesen zum Überleben."
Tomma Schröder, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Mehr über sauerstofffreie Zonen im Meer:

Shownotes
Eutrophierung und Erwärmung
Todeszonen in Nord- und Ostsee
vom 06. Februar 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Tomma Schröder, Wissenschaftsjournalistin